Seite:De Heimatlos (Spyri) 123.jpg

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alle Fälle, wenn er etwa mit der Zeit einmal einen Anlaß von seinem Haus aus zu geben hätte. Noch an demselben Abend wußte ganz Peschiera die ganze Geschichte des Rico, wie sie sich zugetragen hatte, und dann noch viel dazu, und jedermann mochte dem Rico sein Glück gönnen, und einer sagte zum anderen: „Er paßt gerade als Herr auf sein Gütlein, als wäre er eigens dazu geschaffen worden.“

Die Mutter Menotti aber wußte nicht, wie sie es dem neuen Besitzer gut genug machen wollte in seinem Hause. Sie rüstete das große Zimmer auf mit den zwei Fenstern über den Garten und auf den See hinab; von der Wand schauten schöne weiße Marmorfigürchen herunter, auf den Tisch kam ein duftender Blumenstrauß, und das ganze Zimmer sah so sauber und festlich aus, daß der Rico unter der Tür stehen blieb vor Erstaunen, wie er jetzt, vom Stineli geführt, heraufkam, wo die Mutter Menotti ihn empfangen wollte. Als diese ihn aber bei der Hand nahm und zum Fenster führte, wo er auf den flimmernden See hinunter und bis zu den violetten Bergen hinübersah, da stieg dem Rico so vieles auf im Herzen, daß es ihm vor Freude und Dank übervoll wurde und er nur leise sagen konnte:

„O wie schön! nun darf ich daheim sein!“

In der wohnlichen Stube mit den offenen Türen auf den Blumengarten wurde von dem Abend an, da Rico sein Haus bezogen hatte, von den vier Bewohnern desselben ein Tag nach dem anderen in solcher Fröhlichkeit und ungetrübtem Glücke verlebt, daß keines von allen bemerkte, wie rasch die Zeit dahinging.

Am Tage ging der Rico seinem pfeifenden Burschen nach zu den Feigenbäumen und auf den Acker hinaus ins

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_123.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)