Seite:De Heimatlos (Spyri) 124.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Maiskorn, denn das mußte er nun alles behandeln lernen. Dann dachte der Bursche bei sich selbst: „Ich kann freilich mehr als mein Meister“, und der Hochmut stieg ihm ein wenig in den Kopf gegen den Rico; aber am Abend klangen aus der erleuchteten Stube so schöne und herzgewinnende Weisen in den Garten hinaus, daß der Bursche sich an die Hecke lehnte und stundenlang lauschte, denn Musik ging ihm über alles. Dann sagte er zu sich: „Mein Meister kann doch mehr als ich“, und bekam einen großen Respekt vor ihm.


Einundzwanzigstes Kapitel.
Sonnenschein am Gardasee.

So waren zwei Jahre dahingeflogen, immer ein Tag genußreicher als der andere. Da wußte Stineli, daß nun die Zeit seiner Abreise gekommen war, und es mußte stark mit sich kämpfen, daß es nicht den Mut verlor, denn fortgehen und vielleicht nie wiederkommen, das war der schwerste Gedanke, der noch je auf sein Herz gefallen war. Auch der Rico wußte, was nun sein sollte, und er sagte manchen Tag lang nur noch die notwendigsten Worte. Da wurde es der Mutter Menotti ganz unheimlich zumute und sie forschte der unbekannten Ursache nach, denn sie hatte schon lange vergessen, daß das Stineli sollte konfirmiert werden. Als nun diese Besorgnis herauskam, sagte die Mutter Menotti beruhigend: „Man kann schon noch

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_124.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)