Seite:De Heimatlos (Spyri) 132.jpg

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Johannisbeersträuchern umgeben. Alles ist da immer in bester Ordnung und kein Unkraut zu sehen. Dann geht der Weg wieder bergab die ganze, lange Halde hinunter bis auf die große Straße, die der Aare entlang geht ins Land hinaus.

Diese ganze, lange Halde bildete zur Winterszeit den herrlichsten Schlittweg, der weit und breit zu finden war; wohl zehn Minuten lang konnte man da auf dem Schlitten sitzen bleiben, ohne abzusteigen; denn war man vom Hause des Obersten an bei diesem ersten, steilen Absatz einmal recht in den Zug gekommen, so gingen die Schlitten vorwärts ohne Nachhilfe bis hinunter auf die Aarestraße. Diese unvergleichliche Schlittenbahn machte denn auch das Lebensglück einer großen Schar von Kindern aus, die alle, sobald nur die alte Schulstubentür sich öffnete, sich herausstürzten, ihre Schlitten vom Haufen rissen, den sie im Vorhof bildeten, und mit Windeseile dem Schlittweg zurannten, wo die Stunden verflogen, man wußte nicht wie, denn unten am Berge war man immer im Augenblick, und beim Heraufsteigen dachte man so eifrig ans nächste Hinunterfahren, daß es unmerklich schnell getan war. So brach immer zum großen Schrecken der Kinder die Nacht herein, lang ehe sie erwartet war, denn dies war die Zeit, da fast alle nach Hause gehen mußten. Da folgte dann gewöhnlich noch ein ziemlich stürmisches Ende, denn da wollte man schnell noch einmal fahren und dann noch einmal und dann nur noch ein einziges Mal, und so mußte dann alles noch in größter Eile zugehen, das Aufsitzen und das Abfahren und wieder die Rückkehr den Berg hinauf. Da war auch ein Gesetz errichtet worden, daß keiner sollte hinunterfahren, während die anderen hinaufstiegen, sondern hintereinander sollten alle abfahren und miteinander alle

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_132.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)