Seite:De Heimatlos (Spyri) 200.jpg

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zu. Als er in die Stube hineintrat, fand er schon eine Menge Leute da; man hatte den Friedensrichter und Gemeindammann geholt, und eine Schar Neugieriger und Teilnehmender war mit ihnen eingedrungen. Andres lag am Boden im Blute und gab kein Lebenszeichen von sich; der Oberst näherte sich.

„Ist denn jemand nach dem Doktor gelaufen?“ fragte er, „hier muß vor allem der Doktor her.“

Es war niemand dahin gegangen; da sei ja doch nichts mehr zu machen, meinten die Leute.

„Lauf, was du kannst, zum Doktor“, befahl der Oberst einem Burschen, der dastand; „sag ihm, ich lass' ihn bitten, er soll auf der Stelle kommen.“ Dann half er selbst den Andres vom Boden aufheben und in die Kammer hinein auf sein Bett legen. Erst jetzt trat der Oberst an die schwatzenden Leute heran, um zu hören, wie der Vorfall sich zugetragen hatte, ob jemand etwas Näheres wisse. Der Müllerssohn trat vor und erzählte, er sei vor einer halben Stunde da vorbeigekommen, und da er noch Licht gesehen in des Schreiners Stube, habe er im Vorbeiweg schnell fragen wollen, ob seine Aussteuersachen auch zur Zeit fertig werden. Er habe die Tür der Stube offen stehend, den Andres tot im Blut liegend am Boden gefunden. Der Matten-Joggi, der dabeistand, habe ihm lachend ein Goldstück entgegengestreckt, wie er hereingetreten sei. Er habe dann nach Leuten gerufen, daß der Gemeindammann auf den Platz komme und wer sonst noch dahin gehöre.

Der Matten-Joggi, der so hieß, weil er unten in der Matte wohnte, war ein völlig törichter Mensch, der damit ernährt wurde, daß ihn die Bauern in den geringen Geschäften etwa mithelfen ließen, wo Steine und Sand

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_200.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)