Seite:De Heimatlos (Spyri) 201.jpg

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herumzutragen, Obst aufzulesen, oder im Winter Holzbündelchen zu machen waren. Daß er boshafte Taten ausgeübt hätte, hatte man bis jetzt nicht gehört. Der Müllerssohn hatte ihm gesagt, er solle da bleiben, bis auch der Präsident noch da sein werde. So stand Joggi noch immer in einer Ecke, hielt seine Faust fest zugeklemmt und lachte halblaut. Jetzt trat der Doktor in die Stube und hinter ihm her auch noch der Präsident. Der Gemeindevorstand stellte sich nun mitten in die Stube und beratschlagte. Der Doktor ging direkt in die Kammer hinein und der Oberst folgte ihm nach. Der Doktor untersuchte genau den unbeweglichen Körper.

„Da haben wir's“, rief er auf einmal aus, „hier auf den Hinterkopf ist Andres geschlagen worden, da ist eine große Wunde.“

„Aber er ist doch nicht tot, Doktor, was sagst du?“

„Nein, nein, er atmet ganz leise, aber er ist bös dran.“

Nun wollte der Doktor allerlei haben, Wasser und Schwämme und Weißzeug und noch vieles, und die Leute draußen liefen alle durcheinander und suchten und rissen alles von der Wand und aus dem Küchenkasten und brachten Haufen von Sachen in die Kammer hinein, aber nichts von dem, was der Doktor brauchte.

„Da muß eine Frau her, die Verstand hat und weiß, was ein Kranker ist“, rief der Doktor ungeduldig. Alle schrieen durcheinander; aber wenn einer eine wußte, so rief ein anderer: „Die kann nicht kommen.“

„Lauf einer auf die Halde“, befahl der Oberst, „meine Frau soll mir die Trine herunterschicken!“ Es lief einer davon.

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_201.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)