Seite:De Heimatlos (Spyri) 215.jpg

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Nun ging das Wiseli an seine Arbeit und putzte und räumte und ordnete, daß alles glänzte in seiner Küche. Dann stand es einen Augenblick still und schaute ringsum und sagte ganz befriedigt: „So, nun kann die Frau Oberst kommen.“ Dann kam es wieder in die Stube hinein und warf einen fröhlichen Blick auf das schöne, große Bett auf der Kutsche hinter dem Vorhang, denn der Schreiner Andres hatte ihm gesagt, da müsse es schlafen, und der kleine Kasten in der Ecke gehöre auch ihm, da könne es alles hineinräumen, was ihm angehöre. Es legte nun die Sachen aus seinem Bündelchen alle ordentlich hinein, das war auch sehr bald getan, denn es war wenig darin, und nun ging es und setzte sich voller Freuden wieder an das Bett des Kranken, der schon lange nach der Tür geschaut hatte, ob es noch nicht komme. Kaum war es wieder an dem Bett, so fragte es: „Habt Ihr auch einen Strumpf, an dem ich stricken kann?“

„Nein, nein“, antwortete Andres, „du hast ja jetzt gearbeitet, und wir wollen nun ein wenig vergnügt zusammen reden über allerlei.“

Aber Wiseli war gut geschult worden; zuerst in unvergeßlicher Freundlichkeit von der Mutter, und dann von der Base mit Worten, die auch nicht vergessen wurden, vor lauter Furcht, sie wieder zu hören. Es sagte ganz überzeugt:

„Ich darf nicht nur so dasitzen, weil es doch nicht Sonntag ist, aber ich kann reden und an dem Strumpf stricken miteinander.“

Das gefiel dem Andres nun auch wieder, und er ermunterte das Wiseli von neuem, nur immer zu tun, was es meine, und einen Strumpf könne es auch holen, wenn

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_215.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)