Seite:De Heimatlos (Spyri) 229.jpg

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gehen und ihrem Manne mitteilen, daß Andres schon reisefertig sei.

„Ihr solltet es dem Wiseli erst am Abend sagen, wenn alles gut eingeleitet ist und Ihr wieder ruhig daheim seid“, bemerkte die Frau Oberst noch unter der Tür; „meint Ihr nicht?“

„Ja, sicher, sicher“, gab Andres zur Antwort; „jetzt könnt' ich's fast nicht sagen.“

Als die Tür sich schloß, setzte sich Andres auf seinen Stuhl nieder und zitterte an Händen und Füßen so sehr, daß er meinte, er könne nie mehr davon aufstehen, so war ihm die Freude und Aufregung in alle Glieder gefahren. Es währte aber kaum eine halbe Stunde, da kam schon des Obersten Wagen angefahren und hielt still am Gärtchen des Schreiners, und zu Wiselis unbeschreiblichem Erstaunen stieg der Knecht von seinem Sitz herunter, kam herein, und nach wenigen Minuten sah es, wie er wieder herauskam, den Schreiner Andres mit beiden Armen festhielt und ihm dann in den Wagen hinein half. Wiseli schaute dem Fuhrwerk nach, als bewege sich etwas Unfaßliches vor seinen Augen, denn der Schreiner Andres hatte kein Wort mehr zu ihm sagen können, nicht einmal, daß er ausfahren werde. So wie er sich niedergesetzt hatte, war er sitzen geblieben, bis der Knecht ihn herausholte, und das Wiseli hatte sich immer noch verborgen gehalten. Jetzt ging es in die Stube hinein und saß ans Fenster, wo sonst der Schreiner Andres saß, und konnte gar nichts anderes mehr denken als nur immerzu: „Heute ist der letzte Tag, und morgen muß ich zum Vetter-Götti.“ Als der Mittag herankam, ging Wiseli in die Küche hinaus und machte zurecht, was der Andres essen sollte; aber er kam nicht, und

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Johanna Spyri: Heimatlos. Gotha 1878, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Heimatlos_(Spyri)_229.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)