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21. Einer Coplerin.

     Die Jugendt hab ich stets mit Buhlen zugebracht /
     Alß nun das Alter kahm und meiner Jahre nacht /
Da ward ich Kohlen gleich / die Jungens Holtz entzünden /
Die Asche wird man noch umb diese gegendt finden.

22. Eines Alten greulichen Weibes.

Ein Aeffe von gestalt ein Teüffel von gemüthe /
Ein’ Eule von geschrey / ein Drache von geblüthe /
War dieses alte Weib. Wer wolte woll nicht lachen /
Der Teüffel liegt alhier bey Eulen / Affen / Drachen.

23. Einer unzuchtigen Metzen.

     Der Ottomannen Schild liegt hier in guther Ruh /
     Ein jeder halte doch die dünne Nase zu /
Der trägt kein Vortheil weg so lange hier verharret
Denn diese Leiche stanck eh sie noch ward Verscharret.

24. Eines an den grossen Pocken gestorbenen.

Dieß waß uns nebenst Gold hat Indien geschücket /
Hat diese fromme Haut auß dieser Welt gerücket /
     Mein leser soll es dir auch nicht also ergehn /
     So laß den Siegelring der geilen Venus stehn.

25. Eines Bastarten.

Wo meine Mutter liegt da bin ich auch begraben /
Ich wolte nechst bey ihr mein Leich begängnuß haben /
     Zum Vater hett’ ich mich auch gerne hin verfüegt /
     Daß wust ich wo er lag / und nicht wo er jetzt liegt.

Empfohlene Zitierweise:
anonym (Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau): Hundert Grab-Schrifften.. , Breslau (?) 1662, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_HvW_Grabschriften_18.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)