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persönlich sich um Sie zu kümmern beabsichtigt, für den Fall, daß Sie in herrschaftliche Dienste aufgenommen werden.“

„Sie deuten, Herr Vorsteher“, sagte K., „den Brief so gut, daß schließlich nichts anderes übrigbleibt als die Unterschrift auf einem leeren Blatt Papier. Merken Sie nicht, wie Sie damit Klamms Namen, den Sie zu achten vorgeben, herabwürdigen.“

„Das ist ein Mißverständnis“, sagte der Vorsteher. „Ich verkenne die Bedeutung des Briefes nicht, ich setze ihn durch meine Auslegung nicht herab, im Gegenteil. Ein Privatbrief Klamms hat natürlich viel mehr Bedeutung als eine amtliche Zuschrift, nur gerade die Bedeutung, die Sie ihm beilegen, hat er nicht.“

„Kennen Sie Schwarzer?“ fragte K.

„Nein,“ sagte der Vorsteher, „du vielleicht, Mizzi? Auch nicht. Nein, wir kennen ihn nicht.“

„Das ist merkwürdig,“ sagte K., „er ist der Sohn eines Unterkastellans.“

„Lieber Herr Landvermesser,“ sagte der Vorsteher, „wie soll ich denn alle Söhne aller Unterkastellane kennen?“

Empfohlene Zitierweise:
Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag. 1926, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_138.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)