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K. fühlte sich unbehaglich gegenüber diesen Geschichten, so sehr sie ihn auch betrafen. „Wie lange ist denn das alles her“, fragte er seufzend.

„Über zwanzig Jahre,“ sagte die Wirtin, „weit über zwanzig Jahre."

„So lange also hält man Klamm die Treue“, sagte K. „Sind Sie sich aber, Frau Wirtin, dessen bewußt, daß Sie mir mit solchen Geständnissen, wenn ich an meine zukünftige Ehe denke, schwere Sorgen machen?“

Die Wirtin fand es ungebührlich, daß sich K. mit seinen Angelegenheiten hier einmischen wollte, und sah ihn erzürnt von der Seite an.

„Nicht so böse, Frau Wirtin,“ sagte K., „ich sage ja kein Wort gegen Klamm, aber ich bin doch durch die Macht der Ereignisse in gewisse Beziehungen zu Klamm getreten; das kann der größte Verehrer Klamms nicht leugnen. Nun also. Infolgedessen muß ich bei Klamms Erwähnung immer auch an mich denken, das ist nicht zu ändern. Übrigens, Frau Wirtin - hier faßte K. ihre zögernde Hand - denken Sie daran, wie schlecht unsere letzte Unterhaltung ausgefallen ist und daß wir diesmal in Frieden auseinandergehen wollen.“

Empfohlene Zitierweise:
Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_154.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)