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Jetzt war K. mit dem Lehrer, der wieder still beim Tisch saß, allein, er ließ ihn noch ein wenig warten, zog sich das Hemd aus und begann sich beim Waschbecken zu waschen. Erst jetzt, den Rücken dem Lehrer zugekehrt, fragte er ihn nach dem Grund seines Kommens. „Ich komme im Auftrag des Herrn Gemeindevorstehers“, sagte er. K. war bereit, den Auftrag zu hören. Da aber K.s Worte in dem Wasserschwall schwer verständlich waren, mußte der Lehrer näher kommen und lehnte sich neben K. an die Wand. K. entschuldigte sein Waschen und seine Unruhe mit der Dringlichkeit des beabsichtigten Besuches. Der Lehrer ging darüber hinweg und sagte: „Sie waren unhöflich gegenüber dem Herrn Gemeindevorsteher, diesem alten verdienten vielerfahrenen ehrwürdigen Mann.“ „Daß ich unhöflich gewesen wäre, weiß ich nicht,“ sagte K., während er sich abtrocknete, „daß ich aber an anderes zu denken hatte als an feines Benehmen, ist richtig, denn es handelte sich um meine Existenz, die bedroht ist durch eine schmachvolle amtliche Wirtschaft, deren Einzelheiten ich Ihnen nicht darlegen muß, da Sie selbst ein tätiges Glied dieser

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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_173.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)