Seite:De Kafka Schloß 192.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Da wurde er durch einen Schrei erschreckt. In dem Winkel zwischen Tür und Kredenztisch nahe beim Ofen war zusammengeduckt ein junges Mädchen und starrte ihn in dem Aufleuchten des Streichholzes mit mühsam geöffneten schlaftrunkenen Augen an. Es war offenbar die Nachfolgerin Friedas. Sie faßte sich bald, drehte das elektrische Licht auf, der Ausdruck ihres Gesichtes war noch böse, da erkannte sie K. „Ah, der Herr Landvermesser“ sagte sie lächelnd, reichte ihm die Hand und stellte sich vor: „ich heiße Pepi.“ Sie war klein, rot, gesund, das üppige rötlichblonde Haar war in einen starken Zopf geflochten, außerdem krauste es sich rund um das Gesicht, sie hatte ein ihr sehr wenig passendes, glatt niederfallendes Kleid aus grauglänzendem Stoff, unten war es kindlich ungeschickt von einem in eine Masche endigenden Seidenband zusammengezogen, so daß es sie beengte. Sie erkundigte sich nach Frieda und ob sie nicht bald zurückkommen werde. Das war eine Frage, die nahe an Bosheit grenzte. „Ich bin“, sagte sie dann, „gleich nach Friedas Weggang in Eile hierher berufen worden, weil man doch nicht eine Beliebige

Empfohlene Zitierweise:
Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_192.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)