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als über alles andere erschrocken, sah ihn Frieda an. Mit den unsicheren Händen konnte K. das alte Schloß nicht gleich öffnen. „Ich öffne schon“, wiederholte er immerfort, statt zu fragen, wer denn eigentlich klopfte. Und mußte dann zusehen, wie durch die weit aufgerissene Tür nicht Barnabas hereinkam, sondern der kleine Junge, der schon früher einmal hatte K. ansprechen wollen. K. hatte aber keine Lust, sich an ihn zu erinnern. „Was willst du denn hier?“ sagte er, „unterrichtet wird nebenan.“ „Ich komme von dort,“ sagte der Junge und sah mit seinen großen braunen Augen ruhig zu K. auf, stand aufrecht da, die Arme eng am Leib. „Was willst du also? Schnell!“ sagte K. und beugte sich ein wenig hinab, denn der Junge sprach leise. „Kann ich dir helfen?“ fragte der Junge. „Er will uns helfen“, sagte K. zu Frieda, und dann zum Jungen: „Wie heißt du denn?“ „Hans Brunswick,“ sagte der Junge, „Schüler der vierten Klasse, Sohn des Otto Brunswick, Schustermeisters in der Madeleinegasse.“ „Sieh mal, Brunswick heißt du“, sagte K. und war nun freundlicher zu ihm. Es stellte sich heraus, daß Hans durch die blutigen Striemen, welche die Lehrerin in K.s Hand eingekratzt

Empfohlene Zitierweise:
Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_275.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)