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und sagte: „Ich habe in dem Bericht nicht immer deine und der Wirtin Meinung voneinander unterscheiden können.“ „Es war nur die Meinung der Wirtin,“ sagte Frieda, „ich habe allem zugehört, weil ich die Wirtin verehre, aber es war das erstemal in meinem Leben, daß ich ihre Meinung ganz und gar verwarf. So kläglich schien mir alles, was sie sagte, so fern jedem Verständnis dessen, wie es mit uns zweien stand. Eher schien mir das vollkommene Gegenteil dessen, was sie sagte, richtig. Ich dachte an den trüben Morgen nach unserer ersten Nacht. Wie du neben mir knietest mit einem Blick, als sei nun alles verloren. Und wie es sich dann auch wirklich so gestaltete, daß ich, so sehr ich mich anstrengte, dir nicht half, sondern dich hinderte. Durch mich wurde die Wirtin deine Feindin, eine mächtige Feindin, die du noch immer unterschätzest; meinetwegen, für die du zu sorgen hattest, mußtest du um deine Stelle kämpfen, warst im Nachteil gegenüber dem Gemeindevorsteher, mußtest dich dem Lehrer unterwerfen, warst den Gehilfen ausgeliefert, das Schlimmste aber, um meinetwillen hattest du dich vielleicht gegen Klamm vergangen. Daß du jetzt

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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_302.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)