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der Spritze teil. Es waren natürlich auch noch andere aus dem Schloß gekommen, Beamte und Dienerschaft, und Sortini war, wie es seinem Charakter entspricht, ganz im Hintergrunde. Er ist ein kleiner, schwacher, nachdenklicher Herr, etwas, was allen, die ihn überhaupt bemerkten, auffiel, war die Art, wie sich bei ihm die Stirn in Falten legte, alle Falten - und es war eine Menge, trotzdem er gewiß nicht mehr als vierzig ist - zogen sich nämlich geradewegs fächerartig über die Stirn zur Nasenwurzel hin, ich habe etwas Derartiges nie gesehen. Nun, das war also jenes Fest. Wir, Amalia und ich, hatten uns schon seit Wochen darauf gefreut, die Sonntagskleider waren zum Teil neu zurechtgemacht, besonders das Kleid Amaliens war schön, die weiße Bluse vorn hoch aufgebauscht, eine Spitzenreihe über der anderen, die Mutter hatte alle ihre Spitzen dazu hergeborgt. Ich war damals neidisch und weinte vor dem Fest die halbe Nacht durch. Erst als am Morgen die Brückenhofwirtin uns zu besichtigen kam -“ „Die Brückenhofwirtin?“ fragte K. „Ja,“ sagte Olga, „sie war sehr mit uns befreundet, sie kam also, mußte zugeben, daß Amalia im Vorteil war

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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_360.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)