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auch dem Blick des Mißbrauchten.“ „Still,“ sagte Olga, „Amalia sieht herüber.“ Amalia hatte die Fütterung der Eltern beendet und war jetzt daran, die Mutter auszuziehen. Sie hatte ihr gerade den Rock losgebunden, hing sich die Arme der Mutter um den Hals, hob sie so ein wenig, streifte ihr den Rock ab und setzte sie dann sanft wieder nieder. Der Vater, immer unzufrieden damit, daß die Mutter zuerst bedient wurde, was aber offenbar nur deshalb geschah, weil die Mutter noch hilfloser war als er, versuchte, vielleicht auch um die Tochter für ihre vermeintliche Langsamkeit zu strafen, sich selbst zu entkleiden, aber trotzdem er bei dem Unnötigsten und Leichtesten anfing, den übergroßen Pantoffeln, in welchen seine Füße nur lose staken, wollte es ihm auf keine Weise gelingen, sie abzustreifen, er mußte es unter heiserem Röcheln bald aufgeben und lehnte wieder steif in seinem Stuhl.

„Das Entscheidendste erkennst du nicht,“ sagte Olga, „du magst ja recht haben mit allem, aber das Entscheidendste war, daß Amalia nicht in den Herrenhof ging; wie sie den Boten behandelt hatte, das mochte an sich noch hingehen, das hätte

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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_371.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)