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bis sie sein bedürftig wären. Einsmals aber trug die Katze Gelüsten darnach, ging zur Maus und sprach: „hör’ Mäuschen ich bin von meiner Base zu Gevatter gebeten, sie hat ein Söhnchen geboren, weiß und braun gefleckt, das soll ich über die Taufe halten, laß mich ausgehen und halt heut allein Haus.“ – „Ja, ja, sagte die Maus, geh hin, und wenn du was Gutes issest, denk an mich, von dem süßen, rothen Kindbetterwein tränk ich auch gern ein Tröpfchen.“ Die Katze aber hatte keine Base und sollte auch nicht Gevatterstehen, sondern ging geradesweges in die Kirche und leckte die fette Haut ab, spazierte darnach um die Stadt herum und kam erst am Abend nach Haus. „Du wirst dich recht erlustirt haben, sagte die Maus, wie hat denn das Kind geheißen? – „Hautab, antwortete die Katze.“ – „Hautab? das ist ein seltsamer Name, den hab’ ich noch nicht gehört.“

Bald darnach hatte die Katze wieder ein Gelüsten, ging zur Maus und sprach: „ich bin aufs neue zu Gevatter gebeten, das Kind hat ein weißen Ring um den Leib, da kann ichs nicht abschlagen, du mußt mir den Gefallen thun und allein die Wirthschaft treiben.“ Die gute Maus sagte ja, die Katze aber ging hin und fraß den Fetttopf bis zur Hälfte leer. Als sie heim kam, fragte die Maus: „wie ist denn dieser Pathe getauft worden?„ – „Halbaus“ – „Halbaus? was du sagst! den Namen hab’ ich mein Lebtag noch nicht gehört, der steht auch gewiß nicht im Kalender.“

Der Katze aber hatte das Leckerwerk zu gut geschmeckt, und das Maul wässerte ihr wieder darnach. Da sprach sie: „ich bin

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_006.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)