Seite:De Kinder und Hausmärchen Grimm 1819 V1 027.jpg

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thust, sprach der Wolf, so freß ich dich.“ Da that es der Müller aus Furcht.

Nun ging der Wolf wieder vor der sieben Geiserchen Hausthüre und sagte: „liebe Kinder, laßt mich ein, ich bin eure Mutter, jedes von euch soll etwas geschenkt kriegen.“ Die sieben Geiserchen wollten erst die Pfote sehen, und wie sie sahen, daß sie schneeweiß war und weil sie den Wolf so fein sprechen hörten, glaubten sie, es wäre ihre Mutter und machten die Thüre auf, und der Wolf kam herein. Wie sie aber sahen, wer es war, wie erschracken sie da und versteckten sich geschwind, so gut es ging, das eine unter den Tisch, das zweite ins Bett, das dritte in den Ofen, das vierte in die Küche, das fünfte in den Schrank, das sechste unter eine große Schüssel, das siebente in die Wanduhr. Aber der Wolf fand sie alle und verschluckte sie, außer das jüngste in der Wanduhr, das blieb am Leben. Darauf, als er seine Lust gebüßt, ging er fort.

Bald darauf kam die Mutter nach Haus. Die Hausthüre stand offen, Tisch, Stuhl und Bänke waren umgeworfen, die Schüsseln in der Küche zerbrochen, die Decke und die Kissen aus dem Bett gezogen: was für ein Jammer! Der Wolf war da gewesen und hatte ihre lieben Kinder gefressen. „Ach! meine sieben Geiserchen sind todt!“ rief sie in ihrer Traurigkeit, da sprang das jüngste aus der Wanduhr und sagte: „eins lebt noch, liebe Mutter“ und erzählte ihr, wie das Unglück gekommen war.

Der Wolf aber, nachdem er sich also wohlgethan, satt und müd war, hatte sich auf eine grüne Wiese in den Sonnenschein

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_027.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)