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Fragte sie weiter:

„Was macht mein Kindelein?“

Antwortete er:

„Es schläft in der Wiege fein.“

Da ging sie in der Königin Gestalt hinauf, gab ihm zum trinken, schüttelte ihm sein Bettchen, deckte es zu, und schwomm als Ente wieder durch die Goße fort. So kam sie zwei Nächte, in der dritten sprach sie zu dem Küchenjungen: „geh und sage dem König, daß er das Schwert nimmt und auf der Schwelle dreimal schwingt über mir.“ Da lief der Küchenjunge und sagte es dem König, der kam mit seinem Schwert und schwangs dreimal über dem Geist, und beim drittenmal stand seine Gemahlin vor ihm, frisch, lebendig und gesund, wie sie vorher gewesen war.

Nun war der König in großer Freude und hielt die Königin in einer Kammer verborgen bis auf den Sonntag, wo das Kind getauft werden sollte. Und als es getauft war, sprach er: „was gehört einem Menschen, der den andern aus dem Bett trägt und ins Wasser wirft.“ „Ei, antwortete die Alte, daß sie in ein Faß gesteckt wird, das mit Nägeln ausgeschlagen ist, und den Berg hinab ins Wasser gerollt.“ Da ließ der König ein solches Faß holen und die Alte mit ihrer Tochter hineinstecken, dann ward der Boden zugehämmert und das Faß bergab gekuttelt, bis es in den Fluß rollte.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_076.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)