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das zu dem Fenster in die Höhe nicht springen konnte. Er rief die Jäger herbei damit sie’s sähen, dann ging es zurück zum König und sprach: „die Sau hab ich gefangen und die Königstochter damit auch.“ Ob der König über die Nachricht traurig oder lustig war, ist leicht zu denken, er wußte sich aber nicht zu helfen, mußte sein Versprechen halten und dem Schneiderlein seine Tochter geben. Dennoch glaubte er, es wär ein großer Kriegsheld, hätt’ er gewußt, daß es ein Schneiderlein war, er hätte ihm lieber einen Strick gegeben. Die Hochzeit ward also mit großer Pracht und kleiner Freude gehalten und aus einem Schneider ein König gemacht.

Nach einigen Tagen hörte Nachts die junge Königin wie das Schneiderlein träumte und sprach: „Junge, mach mir den Wams und flick mir die Hosen, oder ich will dir die Ehle über die Ohren schlagen!“ Da merkte sie in welcher Gasse ihr junger Herr Gemahl geboren war, und am Morgen klagte sie es dem König und bat ihn, ihr von dem Mann zu helfen, der nur ein Schneider wäre.“ Der König tröstete sie und sprach: „laß morgen deine Kammer offen, dann sollen einige Diener davor stehen und wann er schläft eingehen und ihn überwältigen;“ das war der Frau recht. Es hatte aber des Königs Waffenträger alles mit angehört und weil er dem jungen Herrn gewogen und hold war, lief er hin und erzählte ihm alles. Das Schneiderlein war gutes Muths und sprach: „dem Ding will ich wohl steuern.“ Abends legte es sich zu gewöhnlicher Zeit mit seiner Frau zu Bett und that bald als schlief es, da stand sie auf und öffnete die Thür

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_113.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)