Seite:De Kinder und Hausmärchen Grimm 1819 V1 181.jpg

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„So komm nach Haus,“ sprach der Junge, zog sie heim und band sie fest. „Nun, fragte der alte Schneider, hat die Ziege ihr Futter?“ „O, antwortete der Sohn, die ist so satt, sie mag kein Blatt.“ Der alte Schneider aber wollte selbst nachsehen, ging hinab und fragte: „Ziege bist du auch satt?“ das Thier antwortete:

„wovon sollt ich satt sein?
ich sprang nur über Gräbelein
und fand kein einzig Blättelein: meh! meh!“

„Ei der Bösewicht!“ schrie der Schneider, so ein frommes Thier hungern zu lassen!“ lief hinauf, nahm den Stock und schlug den Jungen zur Hausthüre hinaus. Die Reihe kam an den dritten, der wollte sich vorsehen[1] und sucht der Ziege, das saftigste Futter von der Welt aus; Abends als er heim wollte, fragte er: „Ziege bist du auch satt?“ Sie antwortete:

„ich bin so satt,
ich mag kein Blatt: meh! meh!“

„So komm nach Haus,“ sagte der Junge und führte sie in den Stall und band sie an. „Nun, sagte der Vater, hat die Ziege endlich ihr Futter?“ „O, sprach der Sohn, die ist so satt, sie mag kein Blatt.“ Der alte Schneider aber wollte nicht trauen, ging hinab und fragte: „Ziege bist du auch satt?“ Das boshafte Thier sprach:

„wie sollt ich satt sein?
Ich sprang nur über Gräbelein
und fand kein einzig Blättelein: meh! meh!“


  1. Vorlage: versehen (Druckfehler. Siehe S. 440)
Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_181.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)