Seite:De Kinder und Hausmärchen Grimm 1819 V1 183.jpg

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Leben zubringen mußte, und hätte gern seine Söhne wieder zu sich genommen, aber niemand wußte wo sie hingerathen waren. Der älteste war aber zu einem Schreiner in die Lehre gegangen, lernte fleißig und unverdrossen und als seine Zeit herum war, daß er wandern sollte, gab ihm der Meister ein Tischchen, das sah gar nicht sonderlich aus und war von ganz gewöhnlichem Holz, aber wenn mans hinstellte und sprach: „Tischchen deck dich!“ ja, da wars auf einmal mit einem saubern Tüchlein bedeckt, und stand da ein Teller mit Messer und Gabel und auf Schüsseln Gesottenes und Gebratenes, so viel nur Platz hatte, und ein groß Glas mit rothem Wein leuchtete, daß einem das Herz lachte. Nun dachte der junge Gesell, du hast genug für dein Lebtag, zog guter Dinge in der Welt umher und bekümmerte sich gar nicht darum, ob ein Wirthshaus gut oder schlecht war, und hatte er Lust, so kehrte er gar nicht ein, sondern im Feld, im Wald oder auf einer Wiese, wo er war, nahm er sein Tischchen vom Rücken, stellte es vor sich und sprach: „deck dich!“ so war alles da, was sein Herz begehrte. Endlich dachte er, du mußt doch deinen Vater wieder sehen, der wird dich mit dem Tischchen gern aufnehmen. Es trug sich zu, daß er auf dem Heimweg Abends in ein Wirthshaus kam, darin viel Gäste saßen, die hießen ihn willkommen und sprachen, so er was haben wollte, sollte er sich zu ihnen setzen. „Nein, antwortete der Schreiner, ich will euch die paar Bissen nicht von dem Mund wegnehmen, lieber sollt ihr meine Gäste sein.“ Sie meinten er trieb seinen Spaß, aber er stellte sein hölzernes Tischlein mitten in die Stube und

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_183.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)