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kein Ende nehmen wollte, ging immer fort und da er nichts zu essen und zu trinken fand, war er nahe daran zu verschmachten. Da stieg er auf einen hohen Baum, ob er da oben Waldes Ende sehen mögte, aber er sah nichts, so weit sein Auge reichte, als lauter Baumspitzen. Da begab er sich von dem Baum wieder herunter zu steigen und dachte: wenn ich nur noch einmal meinen Leib ersättigen könnte! und als er herab kam, war sein Wunsch erfüllt und stand da ein Tisch mit vielerlei Speisen reichlich besetzt, von denen ein lieblicher Geruch zu ihm aufstieg. Da sprach er: „das war ein Wunsch zu rechter Zeit!“ nahte sich dem Tisch mit Lust und aß sich herzlich satt. Als er gegessen hatte, nahm er das Tischtüchlein, legte es säuberlich zusammen und steckte es in seinen Ranzen. Darauf ging er weiter und Abends, als er wieder Hunger hatte, holte er sein Tischtuch hervor, breitete es aus und sprach: „so wünsche ich, daß du mit Speisen wohl besetzt wärest.“ Da standen auf einmal so viel Schüsseln mit Essen darauf als nur Platz hatten und er sah wohl, daß es ein Wunschtüchlein war. Da sprach er: „du bist mir lieber als Silber und Gold!“

Er wollte aber noch nicht zurück, sondern zog weiter in die Welt hinein und kam eines Abends zu einem Köhler, der brannte seine Kohlen und hatte Kartoffeln am Feuer stehen. Sie boten sich die Zeit und redeten sich an; da lud ihn der Köhler ein, mit ihm Kartoffeln zu essen. „Nein, sagte er, ich will dir deine Mahlzeit nicht wegnehmen, aber du sollst mein Gast seyn.“ „Wer soll dir anrichten? sprach der Köhler, ich sehe doch wohl, daß du

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_275.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)