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Mutter ging und sprach: „die Schürze muß mein werden.“ „Sey still, mein liebes Kind, sprach die Alte, du sollst sie auch haben; deine Stiefschwester hat längst den Tod verdient, heute Nacht, wann sie schläft, will ich kommen und ihr den Kopf abhauen; leg dich nur hinten ins Bett und schieb sie recht vornen hin.“ Nun wär das gute Mädchen verloren gewesen, wenn es nicht gerade in einer Ecke gestanden und alles mit angehört hätte. Als Schlafenszeit kam, ließ es die böse Schwester erst ins Bett gehen, damit sie sich, wie sie wollte, hinten hin legen konnte; aber als sie eingeschlafen war, da hub es sie auf und legte sie vornen hin, ganz nah an den Rand und es legte sich hinten hin. Da kam die Mutter in der Nacht geschlichen, in der rechten Hand hatte sie eine Axt und mit der linken fühlte sie erst, ob auch jemand vornen lag und dann faßte sie die Axt mit beiden Händen, hieb und hieb ihrem eigenen Kind den Kopf ab.

Als sie fortgegangen war, stand das Mädchen auf und lief zu seinem Liebsten, der hieß Roland, und klopfte an seine Thüre, daß er heraus kam. Da sprach es: „höre, liebster Roland, wir müssen eilig fort, die Stiefmutter hat mich todtschlagen wollen und hat ihr eigenes Kind getroffen, kommt der Tag herbei und sie sieht, was sie gethan hat, so sind wir verloren.“ Roland sprach: „erst müssen wir ihren Zauberstab wegnehmen, damit wir uns retten können, wenn sie uns verfolgt.“ Da holte das Mädchen den Zauberstab und dann nahmen sie den todten Kopf und tröpfelten drei Blutstropfen auf die Erde, einen vors Bett und

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_284.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)