Seite:De Kinder und Hausmärchen Grimm 1819 V1 324.jpg

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gerade zur Königstochter und setzte sich unter ihren Stuhl und kratzte sie am Fuß. Da sagte sie: „willst du fort!“ und meinte, es wäre ihr Hund; der Hase kratzte sie zum zweitenmal am Fuß, da sagte sie wieder: „willst du fort!“ und meinte es wäre ihr Hund. Aber der Hase ließ sich nicht irr machen und kratzte zum drittenmal, da guckte sie herab und erkannte den Hasen an seinem Halsband. Nun nahm sie ihn auf ihren Schooß, trug ihn in ihre Kammer und sprach: „lieber Hase, was willst du?“ Antwortete er: „mein Herr, der den Drachen getödtet hat, ist hier und schickt mich, ich soll um ein Brot bitten, wie es der König ißt.“ Da war sie voll Freude und ließ den Bäcker kommen und befahl ihm, ein Brot zu bringen, wie es der König aß. Sprach das Häslein: „aber der Bäcker muß mirs auch hintragen, damit mir die Metzgerhunde nichts thun.“ Der Bäcker trug es ihm bis an die Thüre der Wirthsstube, da stellte sich der Has auf die Hinterbeine, nahm alsbald das Brot in die Vorderpfoten und brachte es seinem Herrn. Da sprach der Jäger: „sieht er, Herr Wirth, die hundert Goldstücke sind mein.“ Der Wirth wunderte sich, aber der Jäger sagte weiter: „ja, Herr Wirth, das Brot hätte ich, nun will ich aber auch von des Königs Braten essen.“ Der Wirth sagte: „das mögt ich sehen,“ aber wetten wollte er nicht mehr. Rief der Jäger den Fuchs und sprach: „mein Füchslein, geh hin und hol mir Braten, wie ihn der König ißt.“ Der Rothfuchs wußte die Schliche besser, ging an den Ecken und durch die Winkel, ohne daß ihn ein Hund sah und setzte sich unter der Königstochter Stuhl und kratzte an ihrem Fuß. Da sah sie herab

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_324.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)