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sagte, er wäre an des Königs Statt im ganzen Lande, sprach der andere: „das hab ich wohl gemerkt, denn als ich in die Stadt kam und für dich angesehen wurde, da geschah mir alle königliche Ehre, die junge Königin hielt mich für ihren Gemahl und ich mußte an ihrer Seite essen und in deinem Bett schlafen.“ Wie das der andere hörte, ward er so eifersüchtig und zornig, daß er sein Schwert zog und seinem Bruder den Kopf abschlug. Als dieser aber todt da lag und er sein rothes Blut fließen sah, reute es ihn gewaltig und er sprach: „mein Bruder hat mich erlöst und ich habe ihn dafür getödtet!“ und jammerte laut. Da kam sein Hase und sagte, er wollte von der Lebenswurzel holen, sprang fort und brachte sie noch zu rechter Zeit, und der Todte wurde wieder lebendig und merkte gar nichts von der Wunde.

Darauf zogen sie weiter und der jüngste sprach: „du siehst aus wie ich, hast königliche Kleider an wie ich und die Thiere folgen dir nach wie mir, wir wollen zu den entgegengesetzten Thoren eingehen und von zwei Seiten zugleich beim alten König anlangen.“ Also trennten sie sich, und bei dem alten König kam zu gleicher Zeit die Wache von dem einen und dem andern Thore und meldete, der junge König mit seinen Thieren wäre von der Jagd angelangt. Sprach der König: „es ist nicht möglich, die Thore liegen eine Stunde weit aus einander.“ Indem aber kamen von zwei Seiten die beiden Brüder in den Schloßhof hinein und stiegen beide herauf. Da sprach der König zu seiner Tochter: „nun sag du, welcher dein Gemahl ist, denn es sieht einer aus wie der andere, ich kanns nicht sagen.“ Sie war da in großer Angst

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_336.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)