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sprach der heil. Petrus, ein Lamm hat ja kein Herz!“ „Ei was, Bruder, wo denkst du hin! Ein Lamm hat ja ein Herz, so gut, wie jedes Thier, warum sollte das allein keines haben?“ „Nun, es ist schon gut, sagte der heil. Petrus, behalt das Gold allein, aber ich bleibe nicht mehr bei dir und will meinen Weg allein gehen.“ „Wie du willst, Bruderherz, antwortete der Soldat, leb wohl!“

Da ging der heil. Petrus eine andere Straße, Bruder Lustig aber dacht: „es ist gut, daß er abtrabt, es ist doch ein wunderlicher Heiliger!“ Nun hatte er zwar Geld genug, wußte aber nicht mit umzugehen, verthat’s, verschenkt’s und wie eine Zeit herum war, hatte er wieder nichts. Da kam er in ein Land, wo er hörte, daß die Königstochter gestorben wäre. „Holla, dachte er, das kann gut werden, die will ich wieder lebendig machen und mirs bezahlen lassen, daß es eine Art hat.“ Ging also zum König und bot ihm an, die Todte wieder zu erwecken. Nun hatte der König gehört, daß ein abgedankter Soldat herumziehe und die Gestorbenen wieder lebendig mache und dachte, der Bruder Lustig wär dieser Mann, doch, weil er kein Vertrauen zu ihm hatte, fragte er erst seine Räthe, die sagten aber, er könnte es wagen, da seine Tochter doch todt wäre. Nun ließ sich der Bruder Lustig Wasser im Kessel bringen, hieß jedermann hinausgehen, schnitt die Glieder ab und warf sie ins Wasser und machte Feuer darunter, gerade wie er beim heil. Petrus gesehen hatte. Das Wasser fing an zu kochen und das Fleisch fiel herab, da nahm er das Gebein heraus und that es auf die Tafel, er wußte aber

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_412.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)