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der in einer Falte gesessen, war noch lebendig, schlüpfte heraus und fuhr wieder in die Hölle.

Darauf zog der Bruder Lustig noch lang in der Welt herum und wers wüßte, könnte viel davon erzählen. Endlich aber wurde er alt und dachte an sein Ende, da ging er zu einem Einsiedler, der als ein frommer Mann bekannt war und sprach zu ihm: „ich bin das Wandern müd und will nun trachten in das Himmelreich zu kommen.“ Der Einsiedler antwortete: „es gibt zwei Wege, der eine ist breit und angenehm und führt zur Hölle, der andere ist eng und rauh und führt zum Himmel.“ „Da müßt ich ein Narr seyn, dachte der Bruder Lustig, wenn ich den engen und rauhen Weg gehen sollte.“ Machte sich auf und ging den breiten und angenehmen und kam endlich zu einem großen, schwarzen Thor und das war das Thor der Hölle. Bruder Lustig klopfte an, und der Thorwächter guckte, wer da wär; wie er aber den Bruder Lustig sah erschrak er, denn er war gerade der neunte Teufel, der mit in dem Ranzen gesteckt hatte und mit einem blauen Auge davon gekommen war. Darum schob er den Riegel geschwind wieder vor und lief zum Obersten der Teufel und sprach: „draußen ist ein Kerl mit einem Ranzen und will herein, aber laßt ihn bei Leibe nicht herein, er wünscht sonst die ganze Hölle in seinen Ranzen. Er hat mich einmal garstig darin hämmern lassen.“ Also ward dem Bruder Lustig hinausgerufen: er sollt wieder abgehen, er käm nicht herein. „Wenn sie mich da nicht wollen, dachte er, will ich sehen, ob im Himmel ein Unterkommens ist, irgendwo muß ich doch bleiben.“ Kehrte also um und

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 418. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_418.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)