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Bruder lag und Stein war. Die alte Hexe kam aus ihrem Haus, rief ihn an und wollte ihn auch berücken, aber er näherte sich nicht, sondern sprach: „ich schieße dich nieder, wenn du meinem Bruder das Leben nicht wieder giebst.“ Da mußte sie, so ungern sie’s auch that, den Stein wieder anrühren, und ihm sein menschliches Leben wieder geben. Die beiden Goldkinder aber freuten sich, als sie sich wiedersahen, küßten und herzten sich, und ritten zusammen fort aus dem Wald, der eine zu seiner Braut, der andere heim zu seinem Vater. Da sprach der Vater: „ich wußte wohl, daß du deinen Bruder erlöst hattest, denn die goldene Lilie ist auf einmal wieder aufgestanden und hat fortgeblüht.“ Nun lebten sie vergnügt, und es ging ihnen wohl bis an ihr Ende.


86.


Der Fuchs und die Gänse.


Der Fuchs kam einmal auf eine Wiese, wo eine Heerde schöner fetter Gänse saß, da lachte er und sprach: „Ei, ich komme ja wie gerufen, ihr sitzt hübsch beisammen, da kann ich eine nach der andern auffressen.“ Die Gänse gackten vor Schrecken, sprangen auf, und fingen an gar kläglich um ihr Leben zu bitten; der Fuchs aber sprach: „da ist keine Gnade, ihr müßt sterben.“ Endlich nahm sich eine das Herz und sagte: „sollen wir doch einmal unser jung frisch Leben lassen, so erzeig uns die einzige Gnade und erlaub uns noch ein Gebet, damit wir nicht in unsern Sünden sterben, hernach wollen wir uns auch in eine Reihe stellen,

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_438.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)