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der eddische Name Dagr, welcher an unserm Dagobert, Tagglänzend noch verstärkt erscheint, mag auf gleicher Idee beruhen. In jenem Schlosse ist alles schwarz und die drei schlafenden (zum Tod erstarrten) Königstöchter haben durch die Hoffnung zur Erlösung, denn der Zauber ist eine schwarze Kunst, nur erst ein wenig weiß (Leben) im Antlitz. Eine andere kehrt stufenweis zu der Farbe des Lichts zurück, am ersten Tage werden die Füße, am andern der Leib bis zu den Händen, am dritten endlich auch das Gesicht wieder rein und weiß, und dann erst ist die finstere Macht ganz bezwungen. Der Königssohn, der bei Tag schläft, nur in der Nacht wacht, und den, wenn er nicht unglücklich werden soll, kein Lichtstrahl berühren darf, ist gleichfalls ein schwarzer Alfe; auch diese flohen das Licht und wurden, von der Sonne getroffen, zu Stein. Daher die Sonne: der Jammer, die Klage der Alfen heißt (gräti älfa. Hamdismal Str. I.) Auch das Märchen von der Gänsemagd und der schwarzen und weißen Braut gehört hierher; es ist eigentlich die alte Mythe von der wahren und falschen Bertha. Schon dieser Name sagt die glänzende aus, sie kämmt darum ihre goldstrahlenden Haare, weil sie, wie jene Königstochter, die ohne Kleidung sich bloß in den Mantel ihrer goldenen Haare hüllt, eine strahlende Sonne[1], eine leuchtende Licht-Elfin, oder was dasselbe: eine weiße Schwanen-Jungfrau ist. Eine solche scheint auch ursprünglich Schneeweißchen gewesen zu seyn, das selbst im


  1. Sonnenglänzende, solbiört, heißt die Wahlküre Sigrun im zweiten Helgelied, Str. 44.
Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite XXXIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_v_033.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)