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„nun, seyd ihr zufrieden?“ und ritt den Berg hinauf. Oben aber vor dem Schloß, das war verschlossen, da schlug er mit dem Stock vor die Thür, gleich sprang sie auf, und er ging hinein und die Treppe hinauf oben in den Saal, da saß die Jungfrau und hatte einen goldenen Kelch mit Wein vor sich stehen; sie konnt’ ihn aber nicht sehen, weil er den Mantel um hatte. Und als er vor sie kam, zog er den Ring vom Finger, den sie ihm gegeben hatte und warf ihn in den Kelch, daß es klang. Da rief sie: „das ist mein Ring, so muß auch der Mann da seyn, der mich erlöst!“ Sie suchten im ganzen Schloß, und fanden ihn nicht, er aber war hinaus gegangen, hatte sich auf’s Pferd gesetzt und den Mantel abgeworfen. Wie sie nun vor das Thor kamen, sahen sie ihn, und schrien vor Freude; und er stieg ab und nahm die Königstochter in den Arm, da küßte sie ihn und sagte: „jetzt hast du mich erlöst.“ Darauf hielten sie Hochzeit und lebten vergnügt mit einander.


94.


Die kluge Bauerntochter.


Es war einmal ein armer Bauer, der hatte kein Land, nur ein kleines Häuschen und eine alleinige Tochter, da sprach die Tochter: „wir sollten den Herrn König um ein Stückchen Rottland bitten.“ Da der König ihre Armuth hörte, schenkte er ihnen auch ein Eckchen Rasen, den hackte sie und ihr Vater um, und wollten ein wenig Korn und der Art Frucht darauf säen; und

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_053.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)