Seite:De Kinder und Hausmärchen Grimm 1819 V2 073.jpg

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Als sie nun daheim ankamen, brachte der jüngste dem kranken König seinen Becher, damit er daraus trinken und gesund werden sollte. Kaum aber hatte er ein wenig von dem bittern Meerwasser getrunken, da ward er noch kränker als zuvor. Und wie er darüber jammerte, kamen die beiden ältesten Söhne und klagten den jüngsten an und sagten, er habe ihn vergiften wollen, das rechte Wasser des Lebens hätten sie gefunden und mitgebracht, und reichten es dem König. Kaum hatte er davon getrunken, so fühlte er seine Krankheit verschwinden und ward stark und gesund wie in seinen jungen Tagen. Darnach gingen die beiden zu dem jüngsten, spotteten sein und sagten: „nun, hast du das Wasser des Lebens gefunden? du hast die Mühe gehabt und wir den Lohn, du hättest die Augen aufthun sollen, wir haben dir’s genommen, wie du auf dem Meere eingeschlafen warst. Ueber’s Jahr da holt sich einer von uns deine schöne Königstochter; aber hüt’ dich, daß du davon nichts dem Vater verräthst, er glaubt dir doch nicht und wenn du ein Wort sagst, so sollst du auch noch dein Leben verlieren, schweigst du aber, so soll dir’s geschenkt seyn.“

Der alte König aber war zornig über seinen jüngsten Sohn und glaubte, er hätte ihm nach dem Leben getrachtet, also ließ er den Hof versammeln und das Urtheil über ihn sprechen, daß er heimlich sollte erschossen werden. Als der Prinz nun einmal auf die Jagd ritt, und nichts davon wußte, mußte des Königs Jäger mitgehen. Draußen, als sie ganz allein im Wald waren, und der Jäger so traurig aussah, sagte der Prinz zu ihm: „lieber Jäger, was fehlt dir?“ der Jäger sprach: „ich kann’s nicht

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_073.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)