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Jäger, den will ich euch bald vom Herzen nehmen.“ Faßte sie unter seinen Mantel und wünschte sich hinüber auf den Granatenberg und im Augenblick saßen sie auch beide drauf. Da schimmerte das edele Gestein von allen Seiten, daß es eine Freude war anzusehen und sie lasen das schönste und kostbarste zusammen. Nun hatte es aber die Alte durch ihre Hexenkunst bewirkt, daß dem Jäger die Augen schwer wurden und er sprach zu dem Mädchen: „wir wollen ein wenig niedersitzen und ruhen, ich bin so müd, daß ich mich nicht mehr auf den Füßen erhalten kann.“ Da setzten sie sich und er legte sein Haupt in ihren Schooß und schlief ein. Wie er entschlafen war, da band es ihm den Mantel von den Schultern und hing ihn um, las die Granaten und Steine auf und wünschte sich damit nach Haus.

Als aber der Jäger seinen Schlaf ausgethan hatte und aufwachte, sah er, daß ihn seine Liebste betrogen und auf dem wilden Gebirg allein gelassen hatte. „O, sprach er, wie ist die Untreue so groß auf der Welt!“ saß da in Sorg und Herzeleid und wußte nicht was er anfangen sollte. Der Berg aber gehörte wilden und ungeheuern Riesen, die darauf wohnten und ihr Wesen trieben, und wie er so saß, sah er ihrer drei daher schreiten. Da dachte er, wie kann ich mich anders retten, als daß ich mich schlafend stelle und legte sich geschwind nieder, als wär er in tiefen Schlaf versunken. Nun kamen die Riesen herbei und der erste stieß ihn mit dem Fuß an und sprach: „was liegt da für ein Erdwurm und beschaut sich inwendig?“ Der zweite sprach: „tritt ihn todt!“ Der dritte aber sprach verächtlich: „das wäre der Mühe

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_176.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)