Seite:De Kinder und Hausmärchen Grimm 1819 V2 198.jpg

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Vater, wie mir’s gegangen hat! ich wär’ nicht wieder nach Haus gekommen aus dem großen wilden Walde, wann ich nicht wär’ bei einen eisernen Ofen gekommen, dem habe ich mich müssen dafür unterschreiben, daß ich wollte wieder zu ihm zurückkehren, ihn erlösen und heirathen.“ Da erschrak der alte König so sehr, daß er beinahe in eine Ohnmacht gefallen wäre, denn er hatte nur die einige Tochter[1]. Berathschlagten sich also, sie wollten die Müllerstochter, die schön wär’, an ihre Stelle nehmen; führten die hinaus, gaben ihr ein Messer und hießen ihr an dem Eisen-Ofen schaben. Sie schrappte auch 24 Stund, konnte aber nicht das geringste herabbringen; wie nun der Tag anbrach, rief’s in dem Eisen-Ofen: „mich däucht, ’s ist Tag draußen!“ Da antwortete sie: „das däucht mich auch, ich meint, ich hört meines Vaters Mühle rappeln.“ – „So bist du ja eine Müllerstochter, dann geh gleich hinaus und laß die Königstochter herkommen.“ Da ging sie hin und sagte dem alten König, der draußen wollte sie nicht, er wollte seine Tochter. Da erschrak der alte König und die Tochter weinte; sie hatten aber noch eine schöne Schweinshirtentochter, die war noch schöner, als die Müllerstochter, der wollten sie ein Stück Geld geben, damit sie für die Königstochter zum eisernen Ofen ging. Also ward sie hinausgebracht und mußte auch 24 Stund schrappen, sie bracht aber nichts davon. Wie nun der Tag anbrach, rief’s im Ofen: „mich däucht, es ist Tag draußen!“ Da antwortete sie: „das däucht mich auch, ich meint, ich hört meines Vaters Hörnchen tüten!“ – „So bist du ja eine Schweinshirten-Tochter, dann geh gleich hinaus und laß die


  1. Vorlage: Tochtrr
Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_198.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)