„Zicklein, meck!
Tischlein deck!“
aß und trank nach Herzenslust und hieß dann dem Tischlein wieder fortgehen:
„Zicklein meck!
Tischlein weg!“
und Dreiäuglein hatte alles mit angesehen. Da kam Zweiäuglein zu ihm und weckte es und sprach: „ei, Dreiäuglein, bist du eingeschlafen! du kannst gut hüten! Komm wir wollen heim gehen,“ und als sie nach Haus kamen, aß Zweiäuglein wieder nicht und Dreiäuglein sprach zur Mutter: „ich weiß nun, warum das hochmüthige Ding nicht ißt; wenn sie draußen zur Ziege spricht:
„Zicklein, meck!
Tischlein deck!“
so steht ein Tischlein vor ihr, das ist mit dem besten Essen besetzt, viel besser, als wirs hier haben; und wenn sie satt ist, so spricht sie:
„Zicklein, meck!
Tischlein weg!“
und alles ist wieder verschwunden. Ich hab es genau mit angesehen; zwei Augen hatte sie mir mit einem Sprüchlein eingeschläfert, aber das eine auf der Stirne, das war zum Glück wach geblieben.“ Da rief die Mutter zornig: „willst du’s besser haben, als wir! die Lust soll dir vergehen!“ Und holte ein Schlachtmesser und stieß es der Ziege ins Herz, daß sie todt hinfiel.
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_217.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)