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eben ausgegangen mit ein wenig Band zu handeln.“ Sie sprachen aber: „kommt einmal mit, wir wollen euch zu ihm hinführen“ und brachten sie ins Schloß hinauf, und wie sie in den Saal kam, stand da ihr Mann in königlichen Kleidern. Sie erkannte ihn aber nicht, bis er ihr um den Hals fiel, sie küßte und sprach: „ich habe so viel für dich gelitten, da hast du auch für mich leiden sollen.“ Nun ward erst recht die Hochzeit gefeiert, und der’s erzählt hat, wollte, er wär’ auch dabei gewesen.


135.


Die weiße und schwarze Braut.


Eine Frau ging mit ihrer Tochter und Stieftochter über Feld, Futter zu schneiden. Da kam der liebe Gott als ein armer Mann zu ihnen gegangen und fragte: „wo führt der Weg ins Dorf?“ „Ei, sprach die Mutter, sucht ihn selber,“ und die Tochter setzte noch hinzu: „habt ihr Sorge, daß ihr ihn nicht findet, so bringt euch einen Wegweiser mit.“ Die Stieftochter aber sprach: „armer Mann, ich will dich führen, komm mit mir.“ Da erzürnte der liebe Gott über die Mutter und Tochter, wendete ihnen den Rücken zu und verwünschte sie, daß sie sollten schwarz werden wie die Nacht, und häßlich wie die Sünde. Der armen Stieftochter aber ward Gott gnädig und ging mit ihr, und als sie nah am Dorf waren, sprach er einen Segen über sie und sagte: „wähl dir drei Sachen aus, die will ich dir gewähren.“ Da sprach das Mädchen: „ich möchte gern schön werden, wie die Sonne,“ alsbald

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_239.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)