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(daher auch im plattd. Klinggeestabend), welches die im Finstern harrenden Kinder herbeiruft. Wo es am Morgen geschieht, da erlaubt man Abends vorher den Kindern, wie beim Niklasfest, ihre Teller an einen bestimmten Ort, jedoch umgekehrt, zu setzen, oder wie es in Hessen heißt: zu stülpen, auf welche dann die Geschenke gelegt werden. Armen und nicht zur Familie gehörigen Kindern, welchen man etwas schenken will, sagt man daher, sie sollten ihre Teller bringen und stülpen.

Kindertag. Der 28. December, an welchem nämlich Herodes die unschuldigen Kinder zu Bethlehem ermorden ließ, führt gewöhnlich diesen Namen. Schon in den alten Zeiten wurde er als ein Festtag angesehen und unter dem Namen Fest oder Tag der unschuldigen Kindlein (dies innocentium puerorum) mit allerlei Gebräuchen begangen. Vorzüglich war er für die Kinder feierlich; noch letzt läßt man die Chorknaben bei der Messe und Vesper in beinah priesterlicher Kleidung erscheinen und weiset ihnen ihren Stand in den vornehmsten Klappstühlen des Chors an. An manchen Orten wird er auch Fitzel- oder Pfefferleins-Tag genannt. Die Eltern pflegen nämlich Morgens ihre Kinder im Scherz mit Ruthen aus dem Bett zu treiben; welches man Auskindeln, Fitzeln, auch Dingeln nennt. In Franken ist der umgekehrte Gebrauch, daß die Eltern von den Kindern mit den sogenannten Kindelruthen begrüßt werden. S. Scheffers Haltaus S. 166. Dies Auskindeln ist bei den Protestanten eben so üblich, wie bei den Katholiken. Die Ruthen werden von solchen Gewächsen gebunden, welche um

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). G. Reimer, Berlin 1819, Seite XLVI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_A_046.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)