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Das war die letzte Blüthezeit der Festung (vergl. Hartfelder, Breisach und der Breisgau i. d. Jahren 1740 bis 1745, Beil. z. Freib. Adresskalender 1879). Bereits 1741 liess Maria Theresia mit dem Niederlegen der Werke beginnen. Zwar blieb die Rheinseite mit Ausnahme weniger Stellen noch unversehrt, gleich wie die vier Stadtthore, das Schloss, der Eckardsberg und sämmtliche Militärgebäude; jedoch wurden von den Befestigungen der Landseite Theile der Bastionen, Lunetten und Aussenwerke zerstört. Die Garnison zog mit Ausnahme einer kleinen Besatzung, die auf dem Schlosse zurückblieb, am 17. September 1741 ab; ebenso wurde alle Munition, sowie alles Geschütz im gleichen Jahre nach Freiburg und dann 1742 nach Innsbruck abgeführt.

Im Jahre 1742, als Prinz Carl mit einer Armee von 183000 Mann in der Stadt und Umgebung lagerte, wurde vorübergehend an der Wiederinstandsetzung der Befestigungen gearbeitet, dieselben jedoch völlig wieder vernichtet, als sich die österreichischen Truppen 1744 zurückziehen mussten. Was damals noch übrig geblieben war, zerstörten die Franzosen, die während der Belagerung und Einnahme Freiburgs die Stadt Breisach kurze Zeit besetzt hielten und bei ihrem Abzuge die noch stehenden vier Thore sprengten, sowie alle Bastionen und Lunetten völlig ruinirten.

Die folgenden Jahrzehnte blieb die Stadt ohne Besatzung ruhig im Besitze Oesterreichs. Auch jetzt wurden noch vielfach Befestigungen niedergelegt, zum Theil um mit dem gewonnenen Steinmaterial gegen die Fluthen des Rheins, der damals die Stadt vielfach gefährdete, Dämme zu errichten. So fiel 1780 der gewaltige uralte Hauptthurm des Schlosses, dessen Mauern 10 Schuh stark und 90 Schuh hoch waren und zu derselben Zeit auch das Grünthor, das ‘ohnehin stark zerrissen und mit schönen Quadern, auch rauhen, schweren Mauersteinen versehen war’.

Im Herbst des Jahres 1793 überfielen die Franzosen plötzlich die ahnungslose, völlig unbewehrte Stadt und eröffneten von dem gegenüber liegenden Rheinufer aus gegen dieselbe vom 15. bis 19. September Tage und Nächte hindurch ein furchtbares Bombardement, das die gesammten Baulichkeiten niederbrannte und dem Erdboden gleichmachte. – Nur die Mauern des Münsters hielten, wie durch ein Wunder stand und schützten die wenigen auf uns gekommenen Reste des so reichen mittelalterlichen Kunstlebens vor der gänzlichen Vernichtung. Zur Milderung des Unglücks der kurz vor Beginn des Winters obdachlos gewordenen Einwohner, flossen aus allen Gauen Deutschlands reichliche Beiträge, wodurch es ermöglicht wurde, wenigstens einigermassen Häuser und Hütten wieder bewohnbar zu machen. Doch der Charakter der Ruinenstadt haftet seitdem Breisach an und hat sich auch heute noch nicht verloren. Vergl. E. Martin Die Zerstörung Breisachs durch die Franzosen 1793 (Freib. Ztschr. d. hist. Ver. III 269–290).

Nach dem Luneviller Frieden (9. Februar 1801) kam Breisach, das in diesen Jahren noch vielfach unter fortgesetzter französischer Besatzung zu leiden gehabt hatte, an den Herzog von Modena und dann am 25. Dezember 1805 durch den Frieden von Pressburg an Baden.

Nun begann allmählich eine Zeit langsamer Erholung, innerer Kräftigung und Beruhigung.

Die letzten Ueberreste der alten Festungswerke wurden beseitigt, die sumpfigen, ungesunden Gräben ausgefüllt, die Wälle eingeebnet und der fruchtbare Boden des ausgedehnten Bannes durch vielfache Meliorationen ertragbarer gemacht. Ebenso reinigte

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_037.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)