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man den verödeten Berg von Schutt, legte Strassen an und baute neue Häuser, so dass allmählich auch das Aussehen der Oberstadt freundlicher und bewohnter sich gestaltete. Der Charakter der Festung jedoch wurde völlig verwischt und nur noch ganz geringe Spuren der alten starken Wehren erinnern heute an die einst so berühmte, vielumworbene und umstürmte Festung!

MauerresteNur sehr wenig steht heute noch von dem gewaltigen Mauerpanzer. Reste der alten inneren, dem Abhang des Berges entlang ziehenden Befestigungen finden sich nördlich des ehemaligen Freiburger oder Landthors vom Ausgang der Altengasse an, ausserhalb des sogenannten Schanzhofes. Die durch ihre alterthümliche Scharten interessanten Mauern zeigen unten am Boden einige Bogen, über die der Chronist berichtet: ‘Also wurde durch diese Gewölber das Wasser ein- und ausgelassen, die Mühlräder zu treiben, anbei den unsauberen, zusammengekehrten Wust hinauszuschaffen, zugleich die onweit der Stadt gelegene Leinwandbleich mit Wasser zu versorgen.’

Das massive Mauerwerk unterhalb des Schlossrains, ebenso wie jenes am Fusse des sogenannten Augustiner und Franziskanerrains gegen Osten hin, wurde bestimmten Angaben zufolge nach der ersten Belagerung Breisachs 1633 aus gebrannten Steinen von der Stadt als Bollwerk aufgeführt. Ebenso sind beträchtliche Reste, sowohl der hohen von Streben gestützten Mauern erhalten, die ehemals vom Kapfthor bis zum Windbruchthor zogen und die obere Stadt schützten, als auch der Quaimauern und halbrunden zum Schutze der Rheinbrücke vorgeschobenen Bastionen an den ehemaligen Ufern des Rheins, seitlich des alten Rheinthors, unterhalb der Ruinen des Frauenklosters.

Ferner finden sich auf dem alten Friedhofe nicht unerhebliche Ueberreste der alten Stadtmauern und in dem Untergeschoss des sogenannten ‘Schwedenthurms’ des jetzigen Thurmes der S. Josephskirche sind wohl die letzten Spuren eines der alten Mauerthürme erhalten.

Die Mauern, die quer über den Eckardsberg ziehen und der Ueberlieferung nach zu den ältesten Ruinen gehören sollen, bieten wenig Interesse. Einzelne Theile scheinen von dem 1525 abgetragenen Kloster Marienau zu stammen und damals direkt zu den Befestigungen mitverwandt worden zu sein, als die Gebäulichkeiten niedergelegt wurden, nicht wegen Verraths, wie die Sage berichtet, sondern weil das dortige Gelände zu Befestigungszwecken nöthig war.

All dieses Mauerwerk ist entweder in gewöhnlichen Bruchsteinen oder in gebrannten Steinen hochgeführt und wird dann theilweise in regelmässigen Abständen von Bruchsteinmauerwerk unterbrochen. Auch Hausteine finden sich vielfach mitverwendet, die von noch älteren, damals schon abgetragenen Baulichkeiten herrühren.

Jedenfalls scheinen die sämmtlichen erhaltenen Mauerreste kaum älter als 1500 zu sein, aus welchen Jahren wohl auch hauptsächlichst die noch vorhandenen Mauerzüge der ehemaligen Burg stammen.

Diese von dem eigentlichen Berg durch einen im rechten Winkel von Norden nach Osten ziehenden breiten und 8–9 m tiefen Graben losgelöst, ist jetzt von Anlagen bedeckt. An Stelle des ehemaligen gewaltigen Wartthurmes inmitten des Burghofs erhebt sich heute das 1874 errichtete Tulladenkmal, ein runder fester Steinthurm, und dort, wo der alte Palas, die Stall- und Wirthschaftsgebäude sich ausdehnten, wächst reichliches Buschwerk.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_038.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)