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mögen, auszuschliessen sind ebenso wie das Portal, welches, als Theil eines Doppelportals vielleicht schon früher vorhanden, doch sicher die noch erhaltene formale Ausbildung als letztes aller umgebenden Bauglieder erhielt.

Nördliche Langhausmauer Die nördlichen Mittel- und Seitenschiffmauern des Langhauses sind in ihrem Aeusseren durch die letzten Restaurationen völlig verändert worden, indem man die Flächen durch Lisenen gliederte, die Dachgesimse über Bogenfriesen hinzog und Fenster nach Bedarf einbrach oder zumauerte. Dagegen scheint das in das Seitenschiff führende Portal in den Haupttheilen noch alten Ursprungs zu sein.

Es wird wie das des Querhauses von einem geradlinigen, auf Wandpfeilern aufruhenden Giebel bekrönt, ist aber rundbogig geschlossen und in seinen Leibungen bis zum eigentlichen Thürgewände verschiedentlich abgetreppt. In den dadurch gebildeten Winkeln stehen frei zwei schlanke Säulchen, deren einfache, steil attisch gezeichnete Wulstbasen mit Eckknollen ausgestattet sind und deren hübsche, antikisirende Kapitale mit jonischen Eckschnecken und Blattverzierungen auf hoher, kräftig profilirter und mit dem Kämpfer der Wandpfeiler verkröpfter Deckplatte den mittleren Rundbogen tragen, der gleich den übrigen und überhaupt allen Kanten durch einen kräftigen Wulst belebt wird.

Westbau Der abschliessende Westbau ist ein einheitlich errichteter und abgesehen von Ergänzungen ziemlich unversehrt erhaltener Gebäudetheil, von mächtigen Streben an allen Ecken gestützt und im Aeusseren dreischiffig gegliedert dergestalt, dass die seitlichen Theile durch Pultdächer abgedeckt werden, deren Dachgesimse ungefähr in Höhe der Dachtraufen des Hochschiffs verlaufen, während die Mitte, in der Breite und bis zur Firsthöhe des Mittelschiffs emporgeführt, ein Zeltdach trägt. Als drittes Portal der Nordseite findet sich hier im Westbau unter einem hohen und schmalen, zweitheiligen Masswerkfenster mit schwach geschwungenen Leibungen eine spitzbogige Pforte, um deren oberen Abschluss sich ein tiefkehliges Gurtgesims in rechteckiger Umrahmung herumkröpft Das breite Gewände der tief liegenden Thüröffnung ist reich mit Bimstäben, Hohlkehlen und Plättchen profilirt und die von zwei Konsolen getragene Tympanonplatte mit unbeholfen gezeichnetem und plump ausgeführtem Masswerk in Relief bedeckt.

Die Westfaçade (Fig. 9), durch vier je zweimal abgetreppte und mit flach geschwungenen Platten abgedeckte Streben in drei Theile gegliedert, zeigt in den Abschlussmauern der Seitenschiffe schmale, zweitheilige, heute vielfach erneuerte Spitzbogenfenster gleich denen der Nord- und Südseite des Gebäudetheils. Ein sich unter diesen Fenstern um die Streben herumkröpfendes Gesims endigt an den Gewänden des in der Hauptachse liegenden Hauptportals, über welchem in quadratischer Umrahmung eine ungemein dünn und zierlich ausgearbeitete Masswerkrosette die sonst ungegliederte Mauerfläche belebt. Die ähnlich dem Seitenportal auf’s Reichste profilirte, spitzbogige Hauptpforte ist auf der über dem geraden Sturz eingelassenen Tympanonplatte in zwei übereinander gelegenen Bildstreifen mit Scenen aus dem Leben des h. Stephanus geziert, wobei in kräftig vorgearbeitetem Relief ausgeführte Darstellungen unten links die Predigt, rechts die Steinigung des Heiligen erzählen, während seine Grablegung das obere Feld füllt. Hier betten zwei geflügelte Engel den Leichnam in den offenbar erst später in die Bildfläche eingelassenen Sarkophag, hinter welchem ein dritter Engel mit einem Kinde auf dem Arme emporschwebt, um anzudeuten, dass die Seele des Verstorbenen den Weg

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_048.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)