Seite:De Kunstdenkmäler Baden 6 302.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Im Innern wird die flache Spiegeldecke von einfachen Wandpilastern getragen und ist mit mittelmäßigen Gemälden Gemälde ausgestattet, von denen im Chor das mittlere (die Verklärung auf dem Berge Tabor) mit

F. JOSEPH STÖBER 1777.

gezeichnet ist. Altäre und sonstiger Innenausbau sind unbedeutende Arbeiten der zweiten Hälfte des 18. Jhs.

Im Chor auf der Epistelseite hängt als Rücken des dort aufgestellten Thronsessels ein Gobelin Gobelin mit grossem Wappenschild (Strassburger Wappen, Kernschild, Rohan’sches Wappen) und der Devise ’ET ADHVC DVRAT SPES AVORVM‘; eine französische Arbeit des 18. Jhs. (hoch 340 cm, breit 222 cm).

Das Grab des Kardinals Rohan, Fürstbischofs von Strassburg, der 1803 in Ettenheim starb, ist im Chor auf der Evangelienseite neben dem Hochaltar und, ursprünglich ohne Grabtafel und alle Bezeichnung, erst in neuer Zeit durch ein im Bodenbelag eingelegtes Kreuz kenntlich gemacht worden.

In der Sakristei Sakristei befinden sich zwei Dalmatiken und ein Thronhimmel von einigem Werthe aus der Zeit der Erbauung der Kirche.

In die Kirchhofmauer eingemauert ist der wohl spätmittelalterliche, stark verstümmelte Rest eines Steinbildes Steinbild eine Frauengestalt in langem, faltigem Gewande und Kopftuch mit über der Brust gekreuzten Händen.

An der Strasse Ettenheim – Münchweiher steht unter zwei alten Linden eine gerade schliessende Kapelle Kapelle (tit. s. Georgii) mit einfach proilirten, gerade abgedeckten Fensterchen und einem Rundbogenportal, an dessen Schlussstein unter jetzt unleserlichen Buchstaben die Jhreszahl 1698 sich vorfindet.

Zwischen Münchweiher und Ettenheimweiler liegt die Kapelle Kapelle ad. s. Annam, ein unbedeutendes Bauwerk mit der Jahreszahl 1748 am Scheitel des Portals.

Das Rathhaus Rathhaus ist ein einfacher Giebelbau ohne viel architektonische Gliederung, an dessen vorderer Giebelmauer das Wappen der Stadt in barocker Umrahmung mit der Jahreszahl 1757 angebracht ist. Die zweigeschossigen Schneckengiebel sind mit Obelisken verziert und der vordere von einem Glockenthürmchen mit einfacher Windfahne überragt. Im Erdgeschoss erinnern grosse Rundbogenöffnungen an die ehemalige Bestimmung als Markthalle.

Im schmucklosen Rathhaussaale hängen mehrere Gemälde, Gemälde Porträts der Aebte Ettenheimmünsters, sowie eine schlechte Ansicht desselben Klosters. Ausserdem steht dort eine vorzügliche Büste Büste des Kardinals Rohan in weissem Marmor von unbekanntem Meister. (Vergl. Tafel XVIII.)

In der Kanzlei wird ferner ein ziemlich grosser, schön geschnittener Siegelstock aufbewahrt, das Wappen der Stadt weisend mit der Umschrift:

SIGILLUM • CIVITATIS • ETTONIS • ANNO • 1545 •

Das jetzige Amtshaus, Amtshaus die ehemaige Residenz des Kardinals Rohan, der 1790 bis 1803 hier sich aufhielt, ist ein einfaches, zweigeschossiges Steinhaus, dessen gerade aufgeführte Giebelschrägen von einem Aufsatz (Säulchen mit Kugel und Wetterfahne) abgeschlossen und dessen besonders ausgekragte Giebelanfänger durch ausgehauene Fratzen, sowie durch die Bekrönung mit einem Knauf noch ausserdem hervorgehoben werden. (Am deutlichsten erhalten an der hinteren Ecke nach dem Stammhof zu.) Aus dem Hofe führt eine ursprünglich zweiarmige Treppe und ein ziemlich reich ausgebildetes

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_302.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2020)