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Portal mit grossem Wappenrelief über der Verdachung in das Innere des Gebäudes, das nichts mehr von Bedeutung aufweist. Nur auf den zum Theil noch erhaltenen, alten Scheiben er einfach profilierten Fenster finden sich hin und wieder eingeritzte Verse und Worte, durch die der Herzog von Enghien seine Liebe zu Charlotte Rohan der Nachwelt überliefert hat (vergl. Geres Schau ins Land XI 1–19) (B.)

Da die Glasscheiben,Glasscheiben mit
Einkratzungen
wenn auch behütet, doch der Zerstörung ausgesetzt sind und die mit einem Diamantring gemachten Einkratzungen immerhin als historische Merkwürdigkeit von Interesse sind, so ist es vielleicht angebracht, sie hier aufzuzeichnen, wenn sie auch nicht in den eigentlichen Rahmen des Werks hineingehören. Sie befinden sich in zwei nach Norden gelegenen Zimmern, einem kleinen einfenstrigen Vorzimmer und einem vierfenstrigen Gemach (Speisezimmer), welches noch durch einen schönen alten Parkettboden ausgezeichnet wird.

In dem einfenstrigen Zimmer lauten sie:

  1. Dieu la patrie et le Roi.
  2. il faut aimer toujoursou bien aimer jamais.
  3. L’honneur est comme une isle escarpée es sans Borde (Boileau)
    l’on rentre plus des qu’on en est dehors.
  4. Celui q’amour n’a jamais sus charmer
    pour son repos doit craindre ta présance.
  5. Vive les Bourbons
    Vive Louis 18.
  6. Je t’aimais inconstante qu’aurais-je faitfidelle (Cornellis)
  7. (Von anderer Hand geschrieben): La vie est un songe.
  8. Soumis avec respect à sa volonté sainte
    je crains Dieu cher Abner et n’ai point d’autre crainte (Racine).
  9. Sachez vous respecter vous même et personne ne vous ferm rougir.
  10. Que c’est un Dieu cache que la Dieu qu’il faut croire (Racine?).

In dem vierfenstrigen Eckzimmer lauten sie:

  1. Quand l’on attend sa belle
    Que l’attente est cruelle
    A qu’il paroit doux
    L’instant du rendez-vous.
  2. Vive les Bourbons.
  3. Belle Charlotte!
  4. Belle Charlotte
    Votre nom est gravé
    dans mon coeur
    comme mon cul dans
    mes culottes.

Die Einkratzungen 1–6, 8–11 und 13, 14 scheinen alle von der gleichen Hand herzurühren. (Vergl. Münchn. Neueste Nachrichten vom 1. Oktober 1902.) (Wth.)

Am Haus No. 107Privathäuser
Wirthsschild
ist ein barocker Wirtsschild ‚zum Ochsen‘ angebracht.

Im Haus No. 112 in der Schläfergasse befindet sich jetzt im Keller, früher im Hausgang eingemauert, das sogenannte ‚Schläferbild‘,‚Schläferbild‘ das ungefähr 1,5 m hohe Steinbild eines Mannes in Hochrelief, der, nur mit einem Lendentuch bekleidet, mit langem, lockigem Haar, die Hände gekreuzt, von einem rechteckigen Steinrande umgeben, offenbar in einem Sarge liegend, dargestellt ist. Der Sinn der unbeholfenen Darstellung ist unklar, ebenso wie auch das Alter kaum zu bestimmen. An der mit Renaissance-Profil und -Dekoration verzierten Kellerthüre desselben Hauses befindet sich die Jahreszahl 1669.

Das Haus No. 116 hat einen hübschen barocken Schildhalter.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_305.jpg&oldid=- (Version vom 6.5.2020)