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Paul Heyse: L’Arrabbiata. In: Gesammelte Werke. 4. Band: Novellen. I., 8. Auflage, S. 1–21

Bündelchen unterm Arm, und ihr Aufzug war dürftig genug. Doch hatte sie eine fast vornehme, nur etwas wilde Art, den Kopf in den Nacken zu werfen, und die schwarze Flechte, die sie vorn über der Stirn umgeschlungen trug, stand ihr wie ein Diadem.

Worauf warten wir? fragte der Pfarrer.

Es kommt da noch jemand auf die Barke zu, der auch wohl nach Capri will. Wenn Ihr erlaubt, Padre – es geht darum nicht langsamer, denn ’s ist nur ein junges Ding von kaum achtzehn Jahr.

In diesem Augenblick trat das Mädchen hinter der Mauer hervor, die den gewundenen Weg einfaßt. Laurella? sagte der Pfarrer. Was hat sie in Capri zu thun?

Antonino zuckte die Achseln. – Das Mädchen kam mit hastigen Schritten heran und sah vor sich hin.

Guten Tag, l’Arrabbiata! riefen einige von den jungen Schiffern. Sie hätten wohl noch mehr gesagt, wenn die Gegenwart des Curato sie nicht in Respect gehalten hätte; denn die trotzige stumme Art, in der das Mädchen ihren Gruß hinnahm, schien die Uebermüthigen zu reizen.

Guten Tag, Laurella, rief nun auch der Pfarrer. Wie steht’s? Willst du mit nach Capri?

Wenn’s erlaubt ist, Padre!

Frage den Antonino, der ist der Patron der Barke. Ist Jeder doch Herr seines Eigenthums und Gott Herr über uns Alle.

Da ist ein halber Carlin, sagte Laurella, ohne den jungen Schiffer anzusehn. Wenn ich dafür mitkann.

Du kannst’s besser brauchen, als ich, brummte der Bursch und schob einige Körbe mit Orangen zurecht, daß Platz wurde. Er sollte sie in Capri verkaufen, denn die Felseninsel trägt nicht genug für den Bedarf der vielen Besucher.

Ich will nicht umsonst mit, erwiederte das Mädchen, und die schwarzen Augenbrauen zuckten.

Komm nur, Kind, sagte der Pfarrer. Er ist ein braver Junge und will nicht reich werden von deinem bischen Armuth. Da, steig ein – und er reichte ihr die Hand – und setz dich hier neben mich. Sieh, da hat er dir seine Jacke hingelegt, daß

Empfohlene Zitierweise:
Paul Heyse: L’Arrabbiata. In: Gesammelte Werke. 4. Band: Novellen. I., 8. Auflage, S. 1–21. Wilhelm Hertz, Berlin 1898, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_L%27Arrabbiata_(Heyse).djvu/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)