Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 114.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Heinrich der Vogler / seinen Sieg wider die Wenden damit anzuzeigen / auff dem besagten Harlunger Berg / nach art der Griechischen Kirchen / erbauet hat. Ist gleichsam rund / und hat 4. viereckichte Thürn / in welche sie eingeschlossen / also / daß die halben Circkel zwischen einem jeden Thurn das Ansehen eines Creutzes gewinnen / und haben; und stehet auff jedem Thurn ein grosser vergulter globus, oder Kugel. Es war in dieser Kirche vorhin ein dreyköpffiger Heydnischer Abgott / Trigla genandt / zu sehen / so die Wenden gar hoch verehret haben / von welchem besagter Angelus l. 3. fol. 309. zu lesen. Es ist solche / noch vor dem jetzigen Krieg / voll mit Taflen / in welchen der Fürsten / Grafen / Freyherrn / und teutschen Ritter / Wappen gemahlet gewesen. Melchias Nehel, in Exegesi Marchiae schreibet p. 332. hievon also: der alte Dom hat gestanden heraussen auf dem Härlungs-Berge / welcher jetzt der Marienberg genennet wird. Als aber der Dom herunter in das Werder zwischen der Havel verruckt worden / ist ein Praemonstratenser Closter auff den Berg kommen welches aber biß auff die alte Kirche wieder vergangen. Was den obgedachten Fluß Havel / daran diese Stadt liget / anbelangt / so ist solcher den Alten / wie I. Willichius Commentar. in C. Taciti German. schreibet / unbekandt gewesen. Er entspringt in der Marck / nicht weit vom Städtlein Zedenick / von dar er nach Spandau kompt / und daselbst die Spree zu sich nimpt / und ferners hieher auf Brandeburg nennet / und unfern von Havelberg / gegen Werben über / in die Elbe fält. Von den Geschichten / so sich zu Brandeburg zugetragen / ist oben albereit zum theil gesagt worden. Es ist nicht bald eine Stadt / die durch Krieg so viel / als diese / außgestanden. Wollen zum Beschluß / nur noch etlicher Sachen gedencken. Nach Käyser Otten deß Ersten Tode / als sein Sohn Käyser Otto II. mit den Saracenen in Italien zu thun hatte / haben die Slaven / oder Wenden sich auffs neue zusammen gethan / und ob sie wol anfänglich durch die Teutsche Obristen im Jahr 978. hart geschlagen wurden / dennoch die beyde Bischöffliche Städte / Brandenburg / und Havelberg 4. Jahr hernach erobert / viel Volcks / und unter ihnen beyde Bischöffe Dithmarum zu Brandenburg / und Udonem zu Havelberg / umbgebracht / der todten Gräber beraubet / alles geplündert / und viel Mutwillen geübet Giselarius aber / der Ertzbischoff von Magdeburg / führete mit Hilleward / dem Bischoff von Halberstadt / und etlichen Teutschen Fürsten / ein ansehenlich Heer / im Namen deß Käysers / zusammen / eroberte erstlich Brandenburg / lieferte darnach den Slaven eine Feldschlacht / erschlug ihrer bey 30 tausend Mann / und brachte alles wieder in den vorigen Stand. Es bekamen gleichwol hernach die Wenden diese Stadt wieder in ihren Gewalt / daher Käyser Otto der dritte nicht aufhörete / die Obortiter / Loytzer / und Wiltzer-Wenden zu verfolgen / biß sie sich ergaben / bekam auch die Stadt Brandeburg / durch Chiezonis, eines Grafen von Quedlinburg / der sich bey ihnen wider seine Feinde / die Sachsen / auffhielt / Verrätherey / ein / und befestigte solche Stadt bester massen. Aber umbs Jahr 1033. fiel Mestiboy / der Wendische Fürst / Marggraff Dieterichen von Brandenburg / von dem er ein Wendischer Hund gescholten worden / ins Land / erhielt einen trefflichen Sieg wider ihn / nötigete die Stadt Brandenburg zur Auffgabe / und plünderte sie biß auffs eusserste. Die Wenden rissen alle Kirchen in den Grund / weiheten S. Marien Kirch auffm Harlunger Berg / ihrem Abgott Triglaff / und verjagten also den gedachten Marggrafen / daß Er zu Magdeburg / die gantze Zeit seines Lebens / als ein Thumbherr / im Elende zubringen muste. Es hat zwar Sigfrid / ein Marggraff von Staden / die Stadt Brandenburg den Wenden wieder entzogen / aber Er hat nicht lang für Mestibojo bleiben können / sondern ist ebenmässig von ihme / nebenst seinem Sohne / wieder auß der Marck gejagt worden. Als aber dieselbe nunmehr ohn einem Marggrafen war / hat endlich Udo, gemeldten Sigfridi Brudern Sohn / ein Marggraf von Staden / im Jahr 1085. die Wenden meistentheils auß der gantzen Marck gehoben. Aber sein Sohn Udo II. weil er wider seinen Käyser Henricum den Vierdten sich mit den Bischöffen / und den Hertzogen auß Sachsen verband / ist wiederumb der Marck verlustig worden / und hat Pribißlaff / der

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_114.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)