Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 162.png

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über die Helffte auß / und zwar / wie man einhellig vorgiebet / durch einen gottlosen Fluch einer Frauen. Dann da dieselbe ihre Magd / so erstlich zur Messe gehen / und hernach Feuer machen wollen / in hundert tausend Teuffel Namen (Gott behüte einen jeden frommen Christen) das Feuer zumachen befolen / ist dasselbe so hefftig angegangen / daß mans keines Wegs hat löschen können / biß die halbe Stadt darauff gegangen ist. An. 1631. ließ der König auß Schweden / unangesehen alles mit Eyß und Schnee bedecket war vor dieser Grentz- und Hansee Stadt / so starck arbeiten / daß Er noch selbige Nacht / da er deß vorigen Tages war ankommen / mit den Lauffgräben biß an die Wercke kam. Folgendes Tages ward starck mit schiessen angehalten. Obrister Knipphausen machte sich an das Hauß Demmin / so vor der Stadt im Moraß auf einem Hügel liget / und mit einem starcken Thurn bewahret ist. Die Besatzung solches Orthes / unter Obristen Holcken / setzete das Hauß in Brand / und salvirte sich auff den Thurn. Aber da eine Mine verfertiget ward / ergaben sie sich mit den Hauptleuten / und liferten 7. Fähnlein. Dieselbe wurden gleich dem König zugeschickt / und auff die Schantzkörbe gegen die Stadt / so sich noch nicht ergeben hatte / zum Schrecken gestecket / wircketen auch bey den Belagerten so viele / insonderheit nach geschossenem grossen Loch / daß der Gebietiger in der Stadt / Hertzog von Savelli / zu accordiren begehrete / und sind also 17. Käyserliche Fähnlein mit Sack und Pack / auch Ober- und Nidergewehr / nebenst zwey Stücken Geschütze / außgezogen und haben einen stattlichen Vorrath von Proviant / und munition, und 15. Stück Geschütz hinter sich verlassen; so den 15. Hornung geschehen zu seyn geschrieben wird. Chemnizius sagt / fol. 119. Es habe der König Prentzlau / Neu-Brandenburg / Klempenau / Treptau an der Tollen-See / Loitz / und Demmin / Anno 1631. erobert. Es lige aber Demmin an der Peene / da dieselbe zween kleinere Flüsse / als nemblich die Tollen-See / und Trebel / in sich nehme. Das Schloß daselbst lige abseits von der Stadt im Moraß; welchen man über einen engen Dam / und unterschiedene Brücken / passieren müsse / also / daß dem Schlosse bey Sommerszeit / nit wol beyzukommen stehe. An. 1637. im Decembri / ward Demmin von den Käyserischen wieder belägert / und erstlich der Thurn deß obgedachten Hauß Demmins oder deß alten Schloß / gegen Mechelnburg werts gelegen / den 10. diß erobert / und zogen darauff die Schweden den 15. auch auß der Stadt. Aber Anno 1639. den 21. Martij bekamen die Schweden Demmin wieder mit Accord, und befreyten hiedurch Pommern. Ist sonsten in ihrem Begriff groß / in welcher Stadt zu jederzeit viel vom Adel seßhafft gewesen / dann sie in einem guten Acker liget / und 3. Flüsse / wie gesagt / nemblich die Peene / die Tollensee / und Trebel / hat / und kan / die Peene herauf / alles bekommen / was sie bedarff. Hält Marckt auff Invocavit, und Sontags nach Bartholomaei. Seccervitius schreibet von ihr / unter andern / also:

Jamque videre licet, positis hic sedibus uti
Et genio, cultuque loci gaudere decoros
Nobilitate viros, et avito stemmate claros.
Non absunt dulces Musae, non aurea Christi
Relligio, etc.

Siehe / was die Braunschweigische Chronic fol. 144. seq. und 155. und Brunnerus part. 3. Annal. Boicorum p. 507. seq. von Belägerung dieser Stadt / durch Hertzog Heinrichen den Löwen zu Sachsen beschehen / beschreiben thun.

Weil uns / nach Verfertigung dieses / eine Beschreibung der Stadt Demmin / von einer hohen Person / auß Pommern / zukommen; so ist für gut angesehen worden / dieselbe auch hieher zu setzen; welche also lautet:

Demmin ist eine uhralte Stadt / derer schon gedacht wird in den Zeitbüchern / unter der Regierung Caroli Magni, Anno Christi 800. zun Zeiten dessen Sohns / Käysers Ludoici ist sie albereit gewesen ein Grentz-Hauß wider die Wineten / als Obotriten / Kissiner und Circipaner. Käyser Otto der Erste / mit dem Zunamen der Grosse / so regieret An. 936. hat die Christliche Religion biß an Demmin fortgepflantzet.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_162.png&oldid=- (Version vom 23.3.2023)