Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 170.png

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Fuß / über die Trebel / ins Kahlische Feld setzen lassen / denen nach Rostock außgegangenen den Paß zuverlegen / die also fort den Weg nacher Rostock auffgegraben / und ein oder andere Redouten dabey geleget / und mit Volck besetzet. Welches da es die von Rostock kommende erfahren / haben sie sich zuruck auff Plage gezogen / und daselbst so viele Käyserl. zu sich genommen / daß sie in 1000. starck mit Gewalt gedachten durchzubrechen / wie sie dann mit denen in der Stadt ein Losungs-Zeichen abgeredet / daß sie zugleich auch außfallen solten. Immittelst ward den Schwedischen einer auß Demmin zugeführet / der mit außgezogen war / und sich beyseite abgeschlagen hatte / den beredeten sie dahin / daß er sich mit einem Trommenschläger ans Thor bringen ließ / und da er gefraget ward / wie es umb den Succurß stünde / gab er zur Antwort / sie sehens an ihme / die convoy wäre geschlagen / und die Burger / so dabey gewesen gefangen. Die darinn glaubten diesem / als der ihnen wol bekandt war / und weil sie ohne das unlustig über den so lange erduldeten Mangel / auch sonst wenig mehr von den Bürgern zu erpressen war / accordierte der Commendant Miniato Miniati, ein Italiäner / und zoch den 11. desselben Monats ab / fast 1000. Mann starck / noch denselben Abend. Nach deme nun die Besatzunge 4. Stunden zuvor auß dem Kahlschenthor abgezogen ware / kam der Succurß / und ließ sich fürm Vorwercke sehen / schickte auch 2. die in der Schantze vernehmen solten / wie die Sachen stünden / weil aber dieselbe gefänglich angenommen wurden / und nit wider kamen / zu deme auch die in der Stadt auff das verabredete Feur-Zeichen nit antworten wolten / vermerckten sie unrecht / und kehrten wider umb. Ward also hierdurch abermal Pommern von Käys. quittirt / nach deme sie diesen Ort zulängst gehalten hatten. Die Stadt ist wegen der unterschiedlichen Berenn- und Belagerungen sehr verwüstet / und in Abnehmen gerathen. Itzo wird sie unter Ihr. Kön. M. zu Schweden Schutz wieder gebauet / und durch den Gen. Inspectorn über die Fortificationes, Obersten Conrad Mardavelt / als itzigen Commendanten daselbst / mit statlichen neuen Bollwercken / faussebrehen, contrescarpen, und starcken Brucken / nach der heutigen Kriges-Arth / aufs beste versehen / hat rings herumb zimliche und an etlichen Orthen hohe Mauren / und Thor / wie dann auch viel Thürne / die aber von den Käys. mehrentheil abgetragen worden. Ist ein lustiger Orth / hat guten Kornboden / Wiesenwachs / und stattliche Holtzungen / als den Deminischen Wald / Pensinsche Renner und davor Holtz / das Wendenbrock / schöne hohe und nidrige Jagten / von Hirschen / Rehen / wilden Schweinen / Füchsen / Hasen / mit welchem Privilegio nur diese und 2. andere Städte im gantzen Hertzogthum / begnadet ist / also das auch eim jedwedern Burger die hohe und nidrige Jagt frey stehet / umb welcher Ursachen willen sich auch allewege viel abgetheilte von Adel daselbst nidergesetzet / und das Burgerrecht gewonnen. Sie hat 3. fischreiche Ströme / die Peene / die Trebel / und Tollensee / welche 3. Ströme für der Stadt mit vielen Armen und Adern zusammen fliessen. Itzo wird die Tollensee / für dem Frauenthor / und Kuhthor / vorüber in die Peene geleitet / also daß diese beyde starcke Ströme in den Graben umb die Stadt herumb fliessen / und hernach in einander fallen / welches zwar vor Alters tentiret / aber nit allerdings mit Vortheil hat werckstellig können gemacht werden. Die Stadt ist alzeit ein Gräntzhauß / und Vestung gewesen deß Pommerlands / vomdar man ungehindert in Pommern / die Marck-Brandenburg / und Mechelburg gehen kan. Daselbst ist heutiges Tages / ohne den zierlichen Vestungs-Bau / zusehen / ein kleiner eisener Wagen / mit 4. altfränckischen eisern Rädern / einer Ketten / und Fußeisen / so ein vor alters von der Stadt gefangener Grafe täglich umb die Stadt zur strafe ziehen müssen. Wie dann auch ein wolerbauter Altar / deßgleichen an der gantzen Ostsee nit zufinden ist. Biß hieher diese obangedeutete neue uns überschickte Beschreib.


Dreisen / Dresen / Driesen / Dressenium.

Ist ein Chur-Brandenburgische neu-erbaute Vestung / gleichsam in Form eines Trottenfusses / mit fünf Pasteyen / welche gleichwol ihre Cavallier / aber keine Casamaten, sondern allein die Pasteyen / den geraden Wall / vor etlichen Jahren noch / schlecht fürgelegt / gehabt hat. Liget in der Neuen-Marck

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_170.png&oldid=- (Version vom 24.3.2023)