Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 256.png

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alles auffs eusserste auß / und führeten die Beuthe auff Wägen nach dem Lager zu. Und diß thaten sie / aller schrifftlichen / und lebendigen Salvaquardien ungeachtet / die ihnen vom Feld-Marschall Torquato selbst ertheilet war. Deß einen Tags kamen Teutsche / deß andern Crabaten hinein / zerschlugen alles auff dem Schlosse / in der Kirche / und in den Häusern / sucheten auch Beuthe in den Todtengräbern / schlugen die Leuthe hefftig / und marterten sie biß auff den Todt / und schoneten auch deß Pfarrern M. Casparis Marci nicht. Die Weiber und Mägdlein wurden ohne Unterscheid angegriffen / und genothzüchtiget / und bliebe endlich weder in Penckun / noch in den umbligenden Dörffern ein Stücklein Brod übrig / so rein muste es geplündert seyn. Und es ist zu verwundern / daß ob sie wol auff dem Schlosse / und in den Scheunen / allenthalben Feuer angeleget / solches doch / da kein Mensch gewesen / der hätte löschen können / sich selbst gedämpffet / und / durch GOttes Genad / ohne mercklichen Schaden außgegangen ist. Aber Anno 35. ist dieses Städtlein durchs Feuer verderbt worden. Es saget Micraelius, (der dieses obstehende an unterschiedlichen Orthen / seiner Pommerischen Beschreibung hat) daß dieses Penckun / in diesen Kriegszeiten / etlichmal von allen Einwohnern gantz leer worden seye / lib. 6. p. 625.


Perleberg /

Diese Churfürstlich Brandeburgische Stadt ligt in der Prignitz / an der Stepenitz / (andere setzen / am Fluß / die Perle genant /) und ist in den Historien nicht unbekant. Von ihrem Anfang setzet Johan. Angelius à Werdenhagen, in Antegressu part. 4. de Rebusp. Hanseat. f. 373. a. diese Verß:

Num Mons Ursini tu diceris, anve Pyropi?
Margaris in Prugnis gentibus es merito:

Welcher auch f. 367. anzeiget / daß etliche Zusammenkunfften der Fürsten / und Hansee-Städt; sonderlich An. 1399. und 1420. alhie wider die Strassenräuber / seyn gehalten worden. Dann diese Stadt das Haupt der Prignitz / so ein sonderbahrer Theil der Marck Brandenburg ist / so vorzeiten / wie er fol. 364. b. sagt / Priginon, oder Imprignum, genant worden; itzt mit einem Wendischen Nahmen Prignitzia heisset / und 8. Städte begreifet / nemlich Wilsenack / Perleberg / Pritzwalck / Witstock / Kiritz / Dalmin / Witteberg / oder Witteborg / und Lentzen. Erstrecket sich von Havelberg / umb den Elbstrom / biß nach Lentzen / daselbst solches Land an Mechelburg stosset / von welchem Hertzogthumb es an zweyen Seiten schier gantz umbgeben wird; von den übrigen zweyen aber die Graffschafft Rupin / und die Alte Marck Brandeburg / nebenst dem Bisthum Havelberg zu Nachbauren hat. Käyser Heinrich der Erste hat A. 926. am ersten die Prignitz / sampt andern Theilen der Marck / dem Wenden König Mireßlao abgenommen / und Sachsen darein gesetzt / die hernach stetigs mit den Wenden zu kriegen gehabt / biß Käyser Lotharius II. umbs Jahr 1128. der Wenden König Primislaum / der in der Tauff Heinrich genant worden / gäntzlich unter das Reich gebracht. Und wurde hernach dieses Land dem Alberro Urso, Fürsten von Anhalt / gegeben. Obgedachte Stadt Perleberg (alda auch umbs Jahr 1424. ein Fürstliche Zusammenkunfft wegen der Streitigkeit / zwischen Pommern / und der Marck / umb die Ucker-Marck gehalten worden) ist von zimblicher Grösse / ligt gar wol / und in einer lustigen fruchtbaren Ebne / und hat es vor dem nechsten Krieg eine feine Handthierung da geben. Es hat auch zwischen hie und Wittenberg / (bey welcher Stadt der obgedachte Fluß Stepenitz in die Elb fält) einen lustigen Wald / und von hinnen dahin ein Teutsche Meil Wegs zu reisen. Was diese Stadt in dem gedachten nechsten Teutschen Krieg außgestanden / davon finden wir wenig auffgezeichnet; ausser was Anno 1627. da sie die Käyserischen / und Anno 1638. da die Schwedischen sie eingenommen /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_256.png&oldid=- (Version vom 28.4.2023)