Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 269.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

schröcklich / die Käyserischen / unter dem Feld-Wachtmeister Cratzen / unangesehen die Stadt ein stattliche Salvaquardi vom Feld-Marschall / deme von Schaumburg hatte / alhie Anno 1630. gehauset haben / lib. 5. p. 272. seq. Als gemeldter Cratz hernach von deß Königs auß Schweden Vorhaben auff Gartz / und Greiffenhagen / gehöret / hat er die Scheuren vor den Thoren / und dabenebenst die schöne Hospitalen / auch eine wolgebaute Kirche / und die alte Stadt / nebenst dem Fürstlichen Hause / und dem Closter / der Pfarrkirche / und der Mülen drinn / abbrennen lassen: und endlich / da er von Eroberung obgemeldter beyder Pässe Bericht eingenommen / auch die Stadt in Brand zu setzen befohlen: welches gleichwol vom Obrist Leutenant Funcken ist verbotten / und widerrathen worden. Als Anno 1633. die Schwedischen wieder hieher von Landsberg kamen / ist der meiste Hauff von dannen vor Forcht gewichen. Weil dann nun also viel Häuser / ohne Einwohner / ledig stunden / als hat der Soldat alles angegriffen / und mitgenommen / was er gefunden. Also ist nun wiederumb dahin gegangen / was die Leuthe in dritthalb Jahren wider gesamlet hatten. Weil sie aber noch eines grössern Unglücks von den Käyserlichen befahren musten / so haben sie / nach dem Exempel unterschiedlicher Orth in der Marck / ins Käyserische Läger geschicket / umb eine Salvaquardia anzuhalten / die sie auch erhalten; welches die Schwedische verdrossen / die den Rittmeister Glasowen / mit etlichen Compagnien Reutern / und Dragonern / dahin geschickt / daß er alles übrige Geschütz bey der Stadt / nebenst allen daselbst befindlichen Pferden / abholete. Anno 34. den 29. Martij / brande der vierdte Theil der Stadt / und über 90. Häuser / und Wohnstätte / ohne Scheuren / und Ställ / durch Verwahrlosung deß Schwedischen Rittmeisters Küchen-Jungen / ab; und ward gleichwol noch von den beeden Schwed. Obr. Baron / und Jacob Borgstorff / (die vorher / als sie nach Landsperg auffgebrochen / ihr Winterquartier da gehabt / und nach deme Landsperg wider in Schwedischen Händen war / hieher zuruck kamen;) Quartier / auff etliche Wochen / in der Stadt begehrt. Da aber die Burger ihren erlittenen Schaden vorschützeten / setzeten sie sich folgenden Tags / als den 1. Aprilis / auf den Mittag / mit den ihrigen zu Pferd / und etwa eine Stund nach ihrem Abzug / entstand / nicht ohne grossen Verdacht eines an unterschiedlichen Orthen gelegten Feuers / ein solche Feuerbrunst / die in einem Huy von allen Ecken angieng / und durch deß scharpffen Winden Krafft / wurden die übrige drey vierthel der Stadt mit der Flamm ergriffen / daß in einer vierthel Stunde das gantze arme Pyritz durch und durch im Feurstand. Die zwey Thor wurden auch von der Flamme ergriffen / daher in der Angst ein Loch mit der Axte in die Mauren gehauen worden / an einem andern Orth sind sie durch eine Wasserleite hinauß kommen / und niemand rettete etwas als sein Leben. Das obgedachte schöne Kirchengebäu / welches nur für 32. Jahren / nach dem vorigen Brande (in A. 1496. da fast die gantze Stadt / und hernach im Jahr Jahr 1543. das vierdte Theil der Stadt ausgebronnen / durchauß auffs neue gewölbet / und außgebauet war / wie auch das schöne Rathhauß / deßgleichen wenig in Pommern zu finden / und das im vorigen Brand Anno 1496. war stehen gebliben / im Feur / mit schröcklichem Brausen / und Krachen / verderbet / auch noch darzu etliche / die auß dem Feuer ihr Leben errettet / für den Thor / von den aufwartenden Dragonern an dem Plunder / was sie auffm Leibe / und bey sich hatten / geplündert wurden. Dieser Brand / dadurch die gantze Stadt / ausser der Schulen / so an der Mauren / gar in die Asche geleget worden / war zuvor / umb Johannis / am Sonnabend / in der Zeit / da man Beicht höret / im Rauch angezeiget / der unter den Frauengestülen auffgieng / und sich in die gantze Kirche vertheilete. Auch hat ein Melancholischer Studiosus, der seyner Schwachheit halber eingesperret war / diesen Brand mit deutlichen Worten zuvor angekündiget. Aber wer pflegt solchen Worten zu glauben? Nichts desto weniger / da die Burger / auff fleissige Anmahnung ihrer Priester / sich wider in die verstörete Stadt gefunden / haben stracks nach dem Brand etliche alte Soldaten Reste müssen auffgebracht werden / und hat die Last nicht auffgehöret / biß endlich folgendenen Jahres /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_269.png&oldid=- (Version vom 30.4.2023)