Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 293.png

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(al. Semnonum) bedeuten solle; als welche diese sehr alte Stadt 400. Jahr vor Christi Geburt sollen erbauet haben; wie Werdenhagen part. 3. de Reb. Hans. c. 1. p. 205. in f. will; der auch cap. 7. p. 234. sagt / daß Käyser Heinrich der Erste / diesen Orth zu erneueren / und verbessern befohlen habe; Und in Antegressu part. 4. p. 373. diese Vers von ihme setzet:

Ut primo Senonas secura in sede foveres,
     Inde domus ratio constat amica tibi,
Te pergas tali studio praestare fidelem
     Gratia succrescet plenior inde tuis.

Churfürst Johannes I. hat alhier umbs Jahr Christi 1221. das Franciscaner Closter gestifftet. Von hinnen ist der von Jahren weitberühmte Vagant / oder fahrende Schüler / Sepusius, und nicht auß Sepusio, oder der Zips / einer Hungarischen Provintz / bürtig gewesen / wie David Froelichius part. 2. Cynosurae Peregrinantium lib. 1. erinnert. Anno 1636. ist diese Stadt dreymal außgeplündert / und öde gemacht worden. Was sonsten alhie in diesem Krieg vorgangen / ist uns noch zur Zeit unwissend.


Seelow /

Ligt in der Mittel-Marck Brandeburg / im Lebußischen Cräyß / nahend Münchberg / und 3. Meilen von Franckfurt / und gehört zum Bisthum Lebus. In diesem Städtlein solle An. 1593. den 25. Octob. eines Leinenwebers Eheweib / Margaretha Langin genandt / zwey Mägdlein / mit unterschiedlichen Leibern / doch nur mit einem Haupt / in diese Welt geboren haben. Alhie ist ein Probstey.


Soldin /

Ist ein Churfürstlich Brandeburgische Stadt / in der Neu-Marck / nahend dem Wasser Miezel / daran Lupow / Westermitz / Bernewichen / Dam / Quartzen / und Neumiln (dabey es nahend in die Oder fält /) zusehen / und zwischen Schonefliß / und Berlinichen / gelegen. Es schreibet Martinus Cromerus l. 9. rer. Polon. p. 238. daß in dem Märckischen Krieg / A. 1271. Hertzog Boleslaf zu Caliz / Soldin erstiegen / solches Städtlein außgeplündert / angezündet / und einen grossen Raub hinweg gebracht habe; und seye im Jahr 78. oder 79. Otto Marggraf zu Brandeburg / der Lange / Ottonis Sohn / bey diesem Orth von den Polen überwunden worden. Und im 11. Buch / am 266. Blat / schreibet er / daß die Marggrafen zu Brandeburg / von der Kirchen zu Posen / die Probstey Santock hinweg gerissen / deren jurisdictio ordinaria inner der Oder / Ina / Drava / Varta / und Notecz / den Flüssen / gewesen / und solche der Kirchen zu Soldin adjungirt. Albertus Crantzius wolle / daß damaln gar viel Städte den Polacken / von den Marggrafen entzogen und darauß die Neue-Marck gemacht worden; welches dann der Warheit ähnlich seye / und dann so sagt er im 22. Buch / gegen dem Ende / daß die Neue-Marck vorzeiten Cassuben gewest sey. Anno 1274. thaten die Marggrafen einen Einfall in deß Colbatzischen Closters in Pommern Güter / und verheereten alles Land biß an Cammin. Bolislaff / der Hertzog auß Polen / so den Pommern beystunde / gieng durch Hinter-Pommern auff die Marck zu / und als ihm Marggraff Otto IV. bey Soldin entgegen zog / schlug er ihn in die Flucht / und gab den seinigen alles längst der Oder preiß. Was in dem nächsten Krieg sich alhie begeben / davon finden wir noch zur Zeit fast nichts / als daß Anno 1631. die Schwedischen Soldin eingenommen / und An. 1636. diese Stadt Käyserl. Salvaquardia vom General Götzen erhalten habe.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_293.png&oldid=- (Version vom 19.4.2023)