Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 298.png

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Soltwedel / Soltquedel / Soltquell /

Diese Churfürstliche Brandeburgische Stadt ligt in der Alten Marck / am Fluß Jetze / und ist eine Gräntzstadt gegen den Lauenburg- und Lüneburgischen Fürstenthumben. Christophorus Besoldus vermeinet / im Thesauro Practico, voc. Wie / daß das Sächsische Wic / vom Lateinischen vicus, gleich wie von vella (dann also schrieben die Alten an statt villa,) das Wort Welle / Schwäbisch Weil / oder Weiler / herkomme / so ein Hauß / oder kleine Zusammenfügung der Häuser / bedeute und / in stärckerm Laut / Wedel außgesprochen werde; wie deß Nahmens das Städtlein Wedel in Holstein / und ein Dorff nahend Riddagshusen / seyen. Daher kommen die composita, als Borchwedel / und Steinwedel / im Lüneburgischen / Soltwedel in der Alten Marck Brandeburg / Langwedel im Stifft Bremen / etc. Johan. Angelius à Werdenhagen sagt part. 3. c. 1. de Reb. Hans. p. 206. das Well / und Hues / in der alten Sächsischen Spraach einerley bedeuten; und daß Soltquella, von der Sonnen / oder Sole, und Hauß / oder domo, genannt werde; so die Longobarder 318. Jahr vor Christi Geburt / wie Andreas Angelus, auß deß Enzelii Brandeburgischer Chronic / erzehle / zu erbauen angefangen haben. Und vorhero / part. 2. c. 1. p. 94. schreibet er / wieder den Meibomium, in Bardovico, welcher wolle / daß das Teutsche / als ein Original Spraach / gantz keine Gemeinschafft mit der Lateinischen habe; und sonderlich zu jenen alten Zeiten / die Teutschen mit den Lateinern nichts zu schaffen hatten / und daher von denselben / als die ihnen noch unbekant waren / keine Wörter haben entlehnen können: Sondern es komme das Wort Wellen vom Teutschen wallen / oder hin und wider schweben / und wandern / her; gleich wie auch wedeln / quasi flabello vacillare. Wann aber die alte also hin und her wedelnde / oder wallende Teutsche / sich an einem Orth gesetzt / so haben Sie zu desselben Nahmen gedachte Wort Wellen / oder Wedel / gethan. Ferners meldet er in Antegressu part. 4. p. 370. daß diese 10. Meilen von Stendal / und 10. von Lüneburg gelegne Stadt / sonsten auch Soltquedel / und von theils verderbt Salquell genant werde / da doch kein einige Anzeig einiger Saltzquellen an diesen Orthen anzutreffen / und daher die jenigen eine in Historien besser gegründte Meinung haben / welche von der Abgöttischen Verehrung der Sonnen / solchen herführen / wie er solches mit mehrerm daselbst außführet / auch von der obgedachten deß Enzelii Jahrrechnung Erinnerung thut / und vermeinet / daß folgends / zun Zeiten Käysers Augusti, Claudius Drusus auch hieher wider die Schwaben gelangt seye / und an dem Orth / wo vorzeiten die Longobarder ihrem Abgott / der Sonnen / nahend dem Fluß Goetza / ein Welle / oder Herberg / Capellen / oder Kirchen / erbauet hatten / solchen / wegen guter Gelegenheit deß besagten Flusses Goetzae, mehrers bevestiget / und zum ersten Marggrafen Clodium, mit einer Besatzung / hieher gelegt; so aber nicht lang gewehret / sondern dieser Orth gäntzlich zerstöret worden / biß ihn Tiberius zu einer stärckern Stadt gemacht habe. Folgends seye Soltwedel etlich hundert Jahr in zimlichem Ansehen / biß auff die Zeiten Käyser Carls deß Grossen / gebliben / und habe seine Vögte / wider allerhand Einfälle / da gehabt; welcher Carolus, als er die Einwohner der alten Marck zu völligerm Gehorsam gebracht / solche Stadt erweitern lassen / welche Form sie auch hernach behalten; ausser / daß mit der Zeit ein schönes Schloß alhie erbauet worden seye. Auß dem alten Gemäuer / und einen auf einem Hügel gelegnen Thurn / auch dem Kirchenthurn / so höher ist als die andere / könne man noch sehen / wie vorzeiten es mit dem Bau dieser Städt bewandt gewest seye; die Stadt sehe man von fernen; und der gedachte Fluß Goetza, oder Jetze / rausche von 4. Meilen her / lustig durch die Wiesen / ehe er mitten durch beede Städte (alt und neu Soltwedel) durchlauffe / sich von dannen nach Luchau / Dannenberg /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_298.png&oldid=- (Version vom 24.3.2018)